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“...NordktSste von Aruba dagegen,
wo von Pflanzen kaum eine Spur zu linden ist (ich spreche hier selbst-
redend nicht als Botaniker), und in Folge dessen auch kein Thierlaut
sich vernehmen lasst, bildet die Brandung des Meeres das einzige Ge-
rausch, welches die Stille unterbricht, und die kahlen Felswande wirken
erkaltend auf das Gemtlth ein, so pittoresk auch ihre Formen sein mögen.
Der Warawara, welcher in den Ltiften seine Kreise zieht, findet kaum
Gelegenheit hier auf eine Beute herabzustossen, es sei denn auf eine
Eidechse, welche sich verirrt um stumm in der lautlosen Natur zu
verenden.
An der Ktlste von Antikurie haben die Wellen des Meeres Erosions-
erscheinungen von seltener Schönheit gebildet, wie sie weder an einem
anderen Punkte von Aruba noch auch auf Curasao und Bonaire vor-
kommen. Wie bei Fontein (vgl. 30 Januar) ist hier der Kalk unterwaschen,
aber so weit unterwaschen, dass trotz der sehr ansehnlichen Breite der
Uferterrasse die Brandung landeinwarts an den Gehangen des Grundge-...”
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“...Tertiaergebiet; der öfter erwahnte, englische Rapport führt an, dass
nicht minder als 200 bekannt seien, wovon 158 beschrieben werden, und
darunter befindet sich eine Anzahl reicher Minen. Wenn der Bericht
sich nicht einer allzugrossen Schönfarberei schuldig gemacht hat, so muss
ein Bergbetrieb ohne Zweifel gute Frtlchte abwerfen; die öffentliche
Meinung auf der Insel geht aber dahin, dass die Verwaltung viel zu
wtlnschen übrig Hess und daran die zeitweilige Einstellung der Arbeit zu-
zuschreiben sei.
Die Quarzite sind die Muttergesteine auch des alluvialen Goldes, welches
nach Zertrümmerung der Gesteinsbrocken sich unter die Verwitterungs-
producte des alteren Gebirges, namentlich des Diorites, gemengt hat und
auf dieser secundaeren Lagerstatte hin und wieder zu grosseren Klumpen
concentrirt worden ist. Wie dies geschehen sein mag, ist freilich nicht anzu-
geben, aber es ist eine bekannte Thatsache, dass abgebaute Seifengebirge
sich nach einer Reihe von Jahren wieder von Neuem in Folge einer...”
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“...des
Bettes das Niveau, in welchem das neugebildete Alluvium sich absetzt,
stets weiter nach unten gerückt.
Es ist nun leicht ersichtlich, dass unter solchen Verhaltnissen auf Einer
Terrasse die alteren, tertiaeren und die jungen, recenten Bildungen ohne
scharfe Grenze in einander übergehen können und dass bei der grossen,
petrographischen Gleichartigkeit es unter Umstanden unmöglich wird die
Scheidung von A (recenter Kalk)
~iawwt’MM»™ |------------ und B (Tertiaer) mit Sicherheit
anzugeben, es sei denn dass
man langs der ganzen Kuste grosse Sammlungen von organischen Resten
zusammenbrachte und tur jeden einzelnen Punkt den Procentgehalt
lebender Arten feststellte — fast die Aufgabe für eine Reihe von Jahren.
Daher ist auch die folgende Darstellung nicht frei von subjective! An-
schauung, so weit es die Abgrenzung des Tertiaers nach der Küste zu
gilt, als wahrscheinlich lasst sich dagegen Folgendes annehmen.
Die tertiaeren Kalke, welche westlich der-von „SpaanscheLagoen” endigen,
aber spater...”
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durfte ich doch annehmen, dass mir nichts ftlr die Geologie des Eilandes
Wesentliches entgangen sei.
Die beiden noch übrigen Tage wurden deswegen hauptsachlich ftlr die
Einftlllung der Karte und des Tagebuchs sowie ftlr das Verpacken der
Sammlungen verwendet. Einen kleinen Ausflug untemahm ich noch
nach dem Carachito, urn daselbst einige Skizzen von indianischen Zeich-
nungen zu nehmen. Dieselben befinden sich in Höhlen des tertiaeren
Kalkgebirges, welches hier auf Syenit ruht. Bemerkenswerth ist, dass
die Grotten genau den gleichen Charakter tragen wie diejenigen an der
Nordktlste und dass sie somit eine weit ins Innere der Insel gerückte
Strandlinie repraesentiren, in schönem Einklange mit den oft erwahnten,
abenteuerlichen Erosionsformen, welche die Syenitblöcke in der an-
grenzenden Ebene von Santa Cruz aufweisen.
Geologisches Resultat.
Als alteste Bildung von Aruba betrachte ich die steil aufgerichteten
Schiefer, welche in den Schluchten von Fontein und auf dem Wege von
dort nach...”
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“...sich unter einer Anzahl von Fossilien, welche
ich als „abkünftig vom Serro Colorado” erhielt, auch das Bruchstück
eines Ammoniten befand. Da nun alle übrigen Petrefacte unstreitig den
tertiaeren Phosphaten des Colorado angehörten, nach Aussage des
Schenkers auch sicher kein fremdes Material beigemengt sein konnte,
so ist es wohl denkbar, dass der genannte Ueberrest von zerstörten,
mesozoischen Schichten abkünftig und wahrend des Absatzes der tertiaeren
Korallenkalke in diese eingebettet worden sei.
Tertiaere Kalke bilden das niedrige Plateau, welches sich südöstlich
von der Dioritformation bis nach Colorado ausdehnt und dessen höchster
Punkt der letztgenannte, nur etwa 40 m hohe Berg ist. In ihm haben
die Schichten theilweise eine Veranderung in Phosphat erlitten, und auch
an der Nordwestecke von Aruba, sowie an verschiedenen Punkten der
Westküste treten Kalke mit Phosphatgehalt auf. An der westlichen
erscheinende Ausbildung. Vorlaufig war eine weitere Trennung aus eingangs erwahn-
ten Gronden...”
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“...weckt einen noch prachtigeren Eindruck durch die endlosen Mengen ab-
gestürzter Blöcke, welche so bunt durch einander geworfen sind, dass es
scheint, als ware hier der Untergrund gewaltig gerüttelt worden. Des-
wegen glaubt der Einwohner Bonaire’s darin auch die Anzeichen von
Erdbeben zu sehen, obgleich es ihm bekannt ist, dass zu Zeiten machtige
Felsen ohne eine solche erregende Ursache herabstürzen; denn man
zeigte mir unter Anderen einen haushohen Block, welcher noch vor
wenigen Jahren gefallen sei. Der wichtige, geologische Factor „Zeit” ist
jndessen dem Laien der Insel so wenig gelaufig, dass es ihm nicht
denkbar erscheint, es könnte die Summirung solcher einfacher Vorgange,
wie es der eben erwahnte ist, dasjenige Resultat haben, welches der
jetzige Charakter der Landschaft uns vorfiihrt, und das grossartige Erd-
beben ist ihm so wenig wie den meisten Einwohnem von Curasao fort-
zudemonstriren.
Kurz bevor man das Thai verlasst, sieht man an seinem Ausgange
rechts den Serro Largo gelegen...”
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“...megalodon Ag. befinden.
Bei hellem Mondenscheine fuhr ich mit einem Theile unserer Gesell-
schaft, den Herren Gravenhorst, Molengraaff und van de Poll nach der
Rhede zurück, in der Absicht am folgenden Morgen mit Letzterem die
Insel zu verlassen.
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22. Februar. Unsere Abfahrt liess sich an diesem Tage leider nicht
bewerkstelligen, denn die Matrosen weigerten sich unsere in Slachtbai
zurückgebliebene Bagage mit uns abzuholen und von dort nach Curasao
zu fahren, da das Unternehmen lebensgefahrlich sei; es stürmte sehr, so
dass in der Nacht das Haus unter dem Andrange dés Windes zitterte. Es
blieb mirdahernichts Anderes übrigals selbst über Land zu gehen und die
Abreise noch um Einen Tag hinauszuschiebèn, und so legte ich denn
den Weg nach Slachtbai zum zweiten Male zurück, begleitet von Herrn
Dr. Jeserun. Neues beobachtete ich nicht; es bot sich nur Gelegenheit
die früheren Notizen nochmals zu contróliren und zu zeichnen. Dieser
Weg nahm den ganzen Tag von Morgens 10 Uhr bis Abends 8 Uhr in...”
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“...erhaltener Fossilien, welche von
einer silurischen, kaum g'ekannten Gattung Dania nicht zu unterscheiden waren, aber ft
andererseits völlig mit der cretaceischen Gattung Radioliies übereinstimmen. Namhaftel
Palaeontologen, welche das Fossil von Curasao untersucht haben, erklarten sich anfangs 1
theils für diese, theils für jene Bestimmung, und so weit ich augenblicklich die Sach-1
lage übersehen kann, will es mir scheinen, als ob Dania überhaupt nichts Anderesl
als ein Bruchstück von Radiolites sei, dessen Alter in der Literatur irrthümlich als }
silurisch angegeben worden ist. Das würde dafür sprechen, dass die in Rede stehendenl
Schichten der Kreideformation angehören, aber da nur Bruchstücke des Fossils darinft
vorkommen, so könnten sie sogar noch jünger sein. — Das Gestein ist sehr stark ft
metamorphosirt. — Spater werde ich ausführlich auf diesen Gegenstand zurückkommen 1
müssen. (Bemerkungen und Zusatze w ah rend des Drucks. 8 Novbr. ’85)....”
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