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“...industriellen Interessen, unglaublich öde und
eintönig für den Naturfreund; nackte Felsen von der Brandung der See
umspült, ein sandiger Strand mit einigen Cocospalmen, das ist Alles was
hier durch die Natur dem Beschauer geboten wird. Dann fuhren wir
langs der Korallenriffe, welche das stidwestliche Ufer der Insel umsaumen,
und sahen auf ein niedriges Küstenland, vielfach mit Aloe bestanden
und bisweilen mit kleinen Hausern besetzt, deren heil gettlnchte Mauern
uns freundlich entgegen leuchteten. Hinter ihnen erhob sich das Gebirgs-
land, welches an die Nordküste der Insel stösst, darunter der Jamanota
und Ariekok, und spater kam auch der in seiner Form einem Vulkane
ahnelnde Hooiberg zu Gesicht.
Da waren wir auch schon in der Nahe des Hafens und nicht lange
nachher am Steiger, wo unsere Mitpassagiere vom Gezaghebber Aruba’s
empfangen wurden, der auch uns obdachlosen Reisenden am Abend und
ftlr die erste Nacht gastfreies Quartier anbot. ' Gerne machten wir da von
Gebrauch, denn ein Gasthaus...”
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“...Bodens ist sie zum grossen Theile
trocken gelegt und nur eine schmale Rinne blieb von ihr tlbrig, in
welche einerseits das Meer hineinsptllt, wahrend von innen her das zu
Zeiten reichlich strömende Regenwasser hineinfliesst und den . hinteren
Theil der Lagune mehr und mehr mit Sand und Schutt anftlllt. Nur
eine enge Schlucht wird bei eventueller, weiterer Hebung von ihr tlbrig
bleiben, seitlich begrenzt von den Ablagerungen des in langen Zwischen-
raumen strömendeu Baches.
Auf dem alluvialen Boden hinter der Lagune luden uns ein paar Cocos-
palmen durch ihren Schatten zur Rast ein, wenn auch der Versuch unter
ihnen an der Erde zu liegen und die Glieder zu strecken durch den
steinigen, mit ausserst dtinner Pflanzendecke bekleideten Boden vereitelt
wurde. Unsere Kisten wurden abgeladen; sie dienten uns, wahrend die
Thiere zur Tranke geführt wurden, als Sitz und die Palmenfrtlchte lie-
ferten einen erquickenden Trank, dessen Genuss uns nicht einmal durch
den Gedanken geschmalert wurde, dass wir...”
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“...einschlugen, sehr schwierig verfolgen, da jene in Einzel-
heiten, namentlich in der Zeichnung der Thaler völlig unzuverlassig ist.
Eine ziemlich brauchbare Angabe der Letzteren findet sich dagegen auf
einer Karte, welche von der „Gold Mining Company” herausgegeben ist
(The Aruba Island Gold Mining Company, Limited — London, Bankers,
Nation. Provinc. Bank of England), da diese ein besonderes Interesse an
der Einzeichnung der Schluchten haben musste. Im Uebrigen steht frei-
Üch die englische Karte hinter deijenigen von Reinwardt bedeutend zurück,
und es ist zu bedauern, dass nicht die Letztere einfach verbessert worden
ist, statt dass man zur Herausgabe der phantasiereichen, neuen Darstel-
lung schritt. Inzwischen liegt wohl der Grund in der Unbekanntheit jener
alteren Karte, von deren Existenz Niemand in West-Indien, sovielichin
Erfahrung bringen konnte, eine Ahnung hatte. Zwar suchte ich durch
Combination der in beiden Karten enthaltenen Angaben mir auszuhelfen,
aber der Mangel einer guten...”
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“...hatten, die Thiere gut und reichlich zu füttern, so ist doch der Begriff
der Sattigung und des „Genug” bei den Arubianern ein sehr eigenthüm-
licher, sobald es einen Esel gilt, und „poco poco” rief unser Führer, wenn
der Diener den Versuch machte die Handvoll Mais noch mit ein paar
Körnern zu bereichern. Hunger hatte auch das Federvieh im Hofe,
Hunger hatten die Eingeborenen, Hunger hatte die ganze Natur.
Am Morgen dieses Tages besuchten wir die Tropfsteinhöhle, welche
kaum hundert Schritte weit hinter dem Hofe von Fontein gelegen ist. Sie
ist in derselben Weise gebildet, in der noch heute daselbst am Strande der
Kalk ausgewaschen wird, ein Process, welchen ich schon am 3otea Januar
zu erwahnen Gelegenheit fand. Aber lange Zeitraume sind verdossen, seit
die Brandung in dieser Höhle stand, denn seither ist die ausgedehnte,
von dem Hause bis zum Meere sich hinziehende Uferterrasse dem Schoosse
des Oceans entstiegenj dann haben Tropfsteinbildungen lange Zeit ge-
fordert um der kaum mehr als mannshohen...”
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“...Eidechsen
sowie eine Klapperschlange wurden gefangen. Die Ersteren wussten
unsere Neger sehr geschickt mittelst einer Haarschlinge, welche nach
Art einer Angel an einem kleinen Stöckchen befestigt wurde, zu er-
haschen; denn die Eidechse liess sich die geraumige, feine, sie nicht
bertlhrende Schlinge leicht urn den Hals legen und ein rasches Empor-
schnellen des Stockes zog diese zusammen. Die Crotalus-Art fing ein
von der KtJste von Marakaybo stammender Indianer, indem er ihr einen
Gabelstock hinter den Kopf steckte und das Thier so gegen den Boden
klemmte. In den höhlen Ast einer grossen Cactusart (Cereus), welcher
an Einem Ende geschlossen war, wurde dann die Giftschlange genöthigt
hineinzukriechen, und so liess sie sich nach Schliessung der zweiten
Oeffnung leicht transportiren und lebend in einen Kasten bringen. Die
Klapperschlange sollte uns spater noch viel zu schaffen machen.
Es scheint mir schliesslich noch erwahnenswerth zu sein, dass sich der
Negertanz, den man in Surinam so haufig...”
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“...dem wir uns befanden,
konnten wir gleichzeitig alle drei Formationen, welche den wesentlichsten
Antheil an der Bildung von Aruba nehmen, tlbersehen: im Vordergrunde
das Dioritmassiv, welches sich noch bis zum Montevidiri hin verfolgen
lasst, dahinter die Syenite und langs des ganzen Ufers eine breite Terrasse
des tertiaeren Kalkes, eingefasst von der schaumenden Brandung, deren
weisse. Köpfe sich wie Schneeflöckchen in der Feme verloren und sich
scharf von dem klaren Blau des Himmels abhoben. Hinter der Bucht
traten die Fabrikgebaude von Buschiribana hervor und ich erinnere mich
nicht, dass mir jetnals ein Schornstein so viel Freude bereitet hatte, wie
es heute der Fall war; zeugte die Anlage doch von der Existenz
denkender, gebildeter Mensohen in dieser Gegend, deren Unwirthlichkeit
allmahlig ein unbehagliches Geftlhl der Einsamkeit bei uns erweckt hatte,
wie ich es nicht einmal iri den Waldern des innern Surinam empfunden.
Denn dort giebt es doch mindestens Thierstimmen, welche die Einsam-...”
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“...„Klein Bonaire”, welches links vor
uns im Vordergrunde lag, erst in jtlngster geologischer Zeit dem Meere
entstiegen ist. Nur ein sehr niedriger Hügelrücken, welcher sich von
NW nach SO erstreckt, erhebt sich hinter den Hausern des Hafenplatzes
fiber dieser Flache.
Nach Norden zu findet der unbedeutende Rficken seine Fortsetzung
im Langen Berg, welcher im Verbande mit einer Anzahl kleinerer
isolirter Klippen hier die Ktlste begrenzt und gleich einer ausgedehnten
Mauer mit ganzlich flachem Gipfel sich darstellt, sowohl von der soeben
erwahnten Bildung als auch von den tlbrigen Höhen der Insel ge-
schieden. Wir werden diese Formation als Tertiaer kennen lemen.
Die höchsten Gipfel befinden sich aber im nordwestlichen Theile, wo
schöne Kuppen und Spitzen in mannigfaltigen Formen sich hinter der
Uferterrasse erheben, nicht unahnlich in ihrem Charakter dem Siebenge-
birge bei Bonn und gleich diesem aus jfingeren Eruptivgesteinen gebildet.
Ganz im Westen liegt nahe der Ktlste der bedeutendste dieser...”
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neben einander, vor und hinter dem Hauschen; ihre graue Farbe und
zerrissene Oberflache mit sparlichem Pflanzenwuchse versehen und so in
voller, kalter Schönheit dem Blicke dargeboten. Erfrischend wirkt daneben
eiij Baumgarten, welcher mit Kokos und anderen Palmen-Arten be-
standen ist und sich zu Füssen der Wohnung ausdehnt. Freilich ist
auch diese Anlage im Augenblicke sehr dürr, denn es ist ein regenarmes
Jahr und die Quelle, der Fontein ihren Namen zu danken hat, ist fast
ganzlich ausgetrocknet; sie liefert einen kaum fingerdicken, ausserst lang*
sam fliessenden Wasserstrahl. Selbst die Aloöfelder, welche in einigem
Abstande vom Hause auf der untersten Uferterrasse angélegt sind
machen einen durch übergrosse Dürre verursachten, traurigen Eindruck.
Durch einen tiefen, dunkien Hohlgang von etwa Mannshöhe gelang es
nach einigem Stossen und Stolpern zur Ursprungsstelle des kleinen,
Wasserstrahles zu kommen, und als sich das Auge an die Finsterniss ge-
wöhnt...”
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“...473
im Westen bilden die tertiaeren Emptivgesteine ihre Grenze, welche in
den vom Brandaris und Karakao ausgehenden Höhenrücken auftreten;
im Nprden folgen hinter den bereits erwahnten Schiefern noch einzelne
mit Kalk bedeckte Höhen, welche die Fortsetzung des Tertiaers dar-
stellen. Das Dorf liegt somit in einer kummenförmigen Vertiefung ein-
geschlossen und praesentirt sich aus der Feme mit seinen heil ge-
tiinchten Hausern nicht übel.
Ausser einer sauberen Kirche, deren Thurmkreuz unter dem Einflusse
des stets wehenden Passates leider bedenklich verbogen ist, bemerkt
man in Rincon nur ausserst bescheidene, steinerne Hauschen mit rein-
lich weissem Anstriche, neben vielen erbarmlichen Strohhütten. Die
Steinhauser sind in Gemacher zertheilt, welche keine Decke besitzen und
so unter dem Daehe alle mit einander verbunden sind. Da sieht man
alle möglichen Hausgerathe, Meubles und dergleichen im Dachstuhle
aufgehangt. In den Zimmern befindet sich ein roher Holztisch und eine
gleiche Sitzbank...”
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“...ganz hervorragender Schön-
heit. Weit greifen seine Grenzen zwischen die Klippen des eruptiven
Gesteines ein, und aus seinem trocken gelegten, inneren Theile ragen
zahlreiche, kleine Inselchen hervor, bestanden mit Cactus und Dividivi,
welche sich wie eben so viele Bouquets aus der Feme ausnehmen und
dem Reisenden stets neue Durchblicke mit immer wechselnden Formen
vorfiihren. Bald schliessen sie die Landschaft in kurzem Abstande be-
reits ab, bald sieht man die Inselchen coulissenartig die Eine hinter der
Anderen hervortreten. Ihr Fuss ist aus rundlich verwitterten Blöcken
gebildet, an denen die Wirkungen des Wassers noch deutlich wahrnehm-
bar sind, obwohl die Klippen jetzt fast bestandig trocken liegen, ohne
dass aber dieser Umstand ihnen den Charakter von Inseln zu nehmen
vermochte. Denn so eben wie ein Wasserspiegel breitet sich zwischen
ihnen die aus feinem, trockenem Schlamme gebildete Bodenflache aus,
über welche auch der Weg nach Slachtbai hinführt, da sie nur ausserst
selten in Folge...”
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“...480
brachten uns in der Aussicht auf Ruhe rasch nach Hause zurtick; aber
so rasch der Lauf auf dem abschüssigem Wege sein mochte, so war er
doch kaum im Stande uns vor dem hinter uns drein stürmenden, leichten
Fuhrwerke zu retten, in welchem sich ein Theil der Reisegesellschaft
befand. In rasender Eile naherte sich uns der leichte Wagen, dessen
Pferd, wie gewöhnlich keinem Zügel gehorchte lyjd sich ebenfalls nach
Hause sehnte; nirgends war ein Ausweg möglich, da dichte Cactus-
waldungen beiderseits den engen Weg einschlossen, und die Gefahr eines
Zusammenstosses naherte sich mehr und mehr. Da endlich bot sich eine
Lichtung und pfeilschnell flog das Gefahrte an uns vorüber; Mazeppa,
so hiess das Wagenpferd, hatte seinem Namen Ehre angethan, weigerte
aber an der nachsten kleinen Steigung des Weges jeden ferneren Dienst
und nöthigte die Insassen des Wagens die letzte Strecke zu Fusse zu-
riickzulegen. — Wer nicht auf Bonaire gewesen, macht sich vom dortigen
Sport nur sehr schwer eine richtige...”
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“...Ó23
so weitreichend, dass meines Wissens kein anderer Punkt auf Curasao,
noch auch auf Aruba und Bonaire ftir die Darlegung des allmahligen,
rleichmassigen Aufsteigens der Insein aus dem Meere gleich lehrreich ist.
’ Blickt man, hinter dem Hause von Fontein stehend, nach Osten, so
sieht man auf einer kleinen, vorspringenden Ecke der Insel die beiden
genannten Strandlinien durch scharfgezeichnete, treppenförmige Absatze
im Kalkgebirge angedeutet, weit schöner gestaltet sich aber noch ihr
Anblick, wenn man die Felswand ersteigt, an deren Basis sich die Höhle
von Hato befindet, und von diesem Standpunkte aus nach Nordwesten
schaut. Der Vordergrund wird dann von den Felsen der zweiten Ter-
rasse gebildet, auf der man sich befindet, doch lasst sich ihre nachste
Fortsetzung nach Westen zu nicht erkennen, da die Strandlinien hier
durch eine Biegung landeinwarts auf eine kurze Strecke dem Auge ent-
zogen werden; erst in grösserem Abstande treten sie wieder heraus, und
dort sieht man die beiden...”
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“...Aufschluss fehlt.
Ich muss bier eines Uebelstandes gedenken, welcher die geologische
Èrtorschung Curacao’s ganz ungemein erschwert. Die grosse Wasser-
Irmiith des Landes veranlasst namlich die Pflanzer zur Anlage breiter
Steindamme, welche bei Gelegenheit des so selten faUenden Regens das
Wasser vor zu raschem Abfliessen bewahren sollen. Diese Steindamme
fangen aber mit dem Letzteren gleichzeitig allen Schlamm auf, welchen
der Regen von den umgebenden Hügeln mit sich führt, und so bildet
sich hinter den Schutzwallen eine machtige Schicht verwitterten Fels-
bodens, welcher den Landstrich ausebnet und alle Gesteine verhüllt.
Denn so gering die Erhebung des Landes im Innem auch sein mag
(vielerorts betragt sie nur etwa 20 m), so würden die bisweilen faUenden
Sturzregen doch ohne jenes Einschreiten des Menschen wohl im Slande
sein gute Einschnitte zu erzeugen, da sie ganz ungeheure Wasserfluthen
hervorrufen, welche durch keinen Pflanzenwuchs zurückgehalten mit
grosser Gëwalt sich Bahn brechen...”
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wohin sich das Thai trichterförmig öffnet und die in der Feme mehr
und mehr auseinander weichenden Kalkbildungen den Ueberblick über
ein weites, fruchtbares, hügeliges Terrain gestatten. welches gleich dem
Binnenlande des „Bovengedeelte” noch weit an Höhe hinter dem umgebenden
Korallenkalke zurtlcksteht. Dieser zeigt tlberall gleich abgeflachte Gipfel,
sendet hie und da einen pittoresk geformten Vorsprung von seiner Haupt-
masse ab ins Innere hinein und zeichnet sich, wie immer, durch Mangel
an Vegetation aus.
Im Vordergrunde des Thales dagegen, auf dem fruchtbaren Boden
der Schieferformation, befinden sich ausgedehnte Felder von Mais, deren
hellgrtlne Farbung einen freundlichen Gegensatz zu dem eintönigen Grau
des Kalkbodens bildet; daneben wachst zahlreich der sogenannte „Divi-
divi”, dessen Frllchte seines gelben Farbstoffes wegen geschatzt sind, und
am Ufer des Binnenwassers steht. eine Anzahl von Palmen. Das Ge-
wasser selbst wird in seinem inneren Theile als Salzpfanne ausgebeutet;...”
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“...und Aruba gleichzusetzen.
Geologisches Resultat.
Die Berggruppe des nordwestlichen Curasao, in der sich der Christoffel
zu 369 m Höhe erhebt, gehort der attesten, palaeozoischen Formation
der Insel an. Diese Letztere ist aus Kieselschiefern, Sandsteinen, Thon-
schiefem und Conglomeraten gebildet, vielfach scharf gefaltet und ver-
worfen und nur in dem genannten Theile der Insel formt sie ansehnlichere
Erhebungen, wahrend die von ihr gebildeten Hügel in anderen Gegenden
von Curasao tiberall weit hinter dem jungen Kiistengebirge an Höhe
zurückstehen.
In solcher Weise sind die genannten Schichten östlich von St. Jan
entwickelt und setzen sich von dort bis nach Hermanus und zum
schmalsten Theile der Insel hin fort. Im oberen Curasao ^„bovenge-
deelte”) treten sie dann wieder am Fusse des Groote Berg zu Tage und
ausserdem sind unbedeutende Bruchstücke der palaeozoischen Schiefer-
formation bei Hato und Brievengat aufgeschlossen. Es ist daher wahr-
scheinlich, dass sie sich unter der machtigen ...”
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