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“...die Karten des geologischen Theiles die Beisebeschreibung weiter anfüllen.
Auf tiefgéhende Studiën und erschöpfende Darstellung erheben die Skizzen von Land und
Leuten nicht den gering sten Anspruch; sie sind vielmehr als eine Erholung von streng wissen-
schaftlicher Arbeit geschrieben, und eine vielfache Amtsthdtigkeit verbot mir, mich weiter in
Gegenstande zu vertiefen, wëlche meinem Berufe fern liegen. Ich habe indessen dm wissen-
schaftlichen StandpunU insofern zu wahren gesucht, als ich zunachst nur Selbstgesehenes
und Selbsterlebtes schilderts, urn dieses dann so weit aus der Literatur anzufiUlen, dass die
wichtigsten Fr ogen, welche jedem Gebildeten bei Bereisung der betr effenden Gegendm auf-
stossen mussen, ihre Beantwortung fanden. Hiebei ist indessen stets genau die Quelle
angegeben, aus der ich geschöpft habe, und die betreffenden Oitate im Verbande mit dem
angéhangten Literaturverzeichnisse befdhigen Jeden, sich weiter über den Gegenstand zu
orientiren. Diese Quellenangaben dürften...”
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“...trat nach dem Festlande zu die
blaue, oceanische Farbung nochmals hervor, nachdem der Strom passirt war, aber
nur um bald wieder von dem schlammreichen Wasser der nachsten Umgebung der
Küste verdrangt zu werden.
1) Sieh: Tijdschr. v. h. Nederl. Aardrijkskdg. Genootsch. te Amsterdam. Ser. II. Deel III.
Afdlg. Terslg. en Mededlg. 1 en 2. 1886 pag. 56 ff.
2) Wir sahen die Quallen zuerst am 24ten December, als unser Schiff sich am Mittage im Wende,
kreise befand. Seitdem nahm ihre Zahl stets zu, je weiter wir südlich kamen und in besonders
grossen Mengen sah ich Physalia an der Kliste von Demerara. Die hollandischen Seeleute nennen
die Velella das portugeesch oorlogschip....”
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“...Ufersaumes
würde es kaum einen anderen Eindruck machen, als den einer ausgedehnten Sand-
bank. Langsam lösen sichjetzt aus dem fernen Waldesrande die einzelnen höheren
Baume heraus, mehr und mehr nimmt der dunkle Streifen eine bestimmte Gestalt
an und endlich, beim Leuchtschiffe angelangt, lasst sich bereits eine Fülle von
Einzelheiten der Yegetation erkennen. Man sieht Bramspunt an der rechten Seite
des Surinam zungenförmig nach Westen yorspringen und hinter ihm das linke
Ufer des Flusses, welches weiter entfemt und so minder deutlich hervortretend
die Grenze zwischen beiden Uferlinien scharf markirt. Denn die Einfahrt liegt
nicht in voller Breite vor uns, da der Surinam sich an seiner Mündung nach
Hord westen wendet, eine Folge der Ablenkung, die er durch die nach West
gerichtete Meeresströmung erfahrt.
Dieselbe Richtung nimmt auch die Mündung des Coppename, wahrend Nickerie
und Saramacca in ihrem untersten Abschnitte fast genau von Ost nach West ver-
laufen und hierin mit dem Commewijne üb...”
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“...Garten,
geschieden von der Strasse durch Citronenhecken oder reihenfórmig gepflanzte
Agaven, umgeben von breitblattrigen Bananen {Musa), welche ihre machtigen,
büschelfórmigen Kronen in grosser Zahl emporstrecken, von dichtbelaubten,
dunkelblattrigen Mangobaumen, an denen in gewaltigen Trauben die grossen
eiförmigen Früchte hangen, von Cocospalmen {Cocos nucifera) mit glanzenden,
stets sich be wegenden Fiedern, von Papaya {Carica papaya) mit ihren grossen,
handförmig zertheilten Blattern. Noch weiter auswarts folgen die ausgedehnten
1) Es kommen in Surinam zwei Arten von Cathartes vor, C.atratus und C. aura. Letztererist
der gröesere Vogel, mit fleischfarbenem Kopfe; Ersterer kleiner mit grauemKopfe. Von C.atratus
ist auch das junge Thier aua Surinam bekannt, obgleich man mir daselbst sagte, dass es niemals
gesehen würde. Ein junger C. atratus mit löwenfarbigem Dunenkleide befindet sich im Museum
zu Leiden....”
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“...und Freundschaftsbesuchen zu beschliessen.
Die Neger und Miscklinge aller Art, für deren genaue Unterscbeidung der
Fremde nur sebr scbwierig den richtigen Maasstab findet, verleihen der Bevölkerung
Paramaribos den eigentlich hervorstechenden Cbarakter, und zwar nicht im günstig-
sten Sinne. Sie larmen und zanken den ganzen Tag und haben so sehr das Be-
dürfniss bestandig zu sprechen, dass sie eine aus irgend welchem Grunde abge-
brochene Unterhaltung noch lange für sich allein laut vernehmbar weiter führen,
unbekümmert darum, dass Niemand ihnen mehr zuhört. Dabei sind sie trage und
unzuverlassig und werden in ihrer Unlust durch den Umstand unterstützt, dass
sie erstaunlich wenig Bedürfnisse haben. Ein paar Bananen und ein wenig Bak-
keljau, wie man hier den Kabeljau nennt, genügen ihnen zum Lebensunterhalte,
und fehlt Beides, so stellen sie sich bisweilen auch allein mit der Mangofrucht
zufrieden , deren übermassigem Genusse Yiele die entsetzliche Lepra (Elephantiasis
graecorum) zuschreiben;...”
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“...graziös
grüssenden Kuli, welcher sein „salaam” mit einer Bewegung der rechten Hand
zur Stirne begleitet, sieht man noch manche andere, interessante Gestalten daselbst,
wenn man sich von dem vornehmeren Stadttheile ein wenig weiter entfernt. Da
trifft man den mir unsympathischen Chinesen, welcher nicht mehr auf den Plan-
tagen arbeitend (es waren nur noch 5 dazu contractlich verbunden) vielfach die
Rückkehr in sein himmlisches Reich aufgegeben und sich seines Zopfes entledigt
hat. Er huldigt bei grosseren Festen leidenschaftlich der Feuerwerkerei und lasst
abends seinen Stadttheil bei Gelegenheiten, wie sie z. B. das Neujahrsfest bot,
in einem Meere von Licht schwimmen. Da begegnet man im ausseren Kreise der
Stadt auch hin und wieder einer Indian erfamilie, die sich in weiter Entfernung
von der Polizeimacht halt, urn nicht gegen das Yerbot der Nacktheit auf den
Strassen zu verstossen.
Haufiger noch findet man den Buschneger vertreten. Er kommt in grosseren
Familien und kleineren Truppen zum ...”
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“...en der Neger; denn manche Wohnung
blickt aus dem hie und da gelichteten Walde, umgeben von Brodbaumen (Arto-
carpus) und Palmen, auf den Unterlauf des Flusses und bildet eine angenehme
Unterbrechung der grünen Wand. Weiter aufwarts, oberhalb Onoribo, treten die
Waldungen der beiden Ufer nahe zusammen; Graser und Wasserpflanzen (darunter
Nymphaea) bilden schwimmende Inselchen und vom Lande ausgehende, lichtgrüne
Teppiche, welche sich prachtig von der durch organische Bestandtheile fast
schwarz gefarbten, schön spiegelnden Wasserflache abheben. 1 2)
Die Ufer erscheinen vom Flusse aus gesehen überall sehr niedrig, und sind in
seiner unmittelbaren Nahe wohl nirgends höher als 5 Meter. Hie und da sieht man eine
senkrecht abgestürzte Lehm- oder Sandschicht entblösst, aber weiter ist über
das Relief des Landes nichts zu erfahren, da die Waldungen den Ueberblick
V
verwehren. Jedenfalls würde es aber falsch sein anzunehmen, dass die ganze weitere
Umgebung der Para durchaus flach sei, denn ein Zufall...”
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“...schenkt. Da sich der Einwohner von Paramaribo stets des Regenwassers als Getrank
bedienen muss, so wurde dieser Quelle ein ganz besonderes Interesse zugewandt.
Wenn es erlaubt ist, nach so kurzem Besuche der Para, wie ich in der Lage
war ihn auszuführen, ein Urtheil über ihre Umgebung auszusprechen, so halte
ich es für wahrscheinlich, dass nur auf kurze Erstreckungen hin das Land im
Gebiete dieses Elusses völlig flach ist und dass dieser Landstrich bei Hochwasser
überströmt wird. An ihn dürfte sich weiter ein flachwelliges Terrain, etwa mit
dem Relief unseres Diluviums, anschliessen.
Yon Thieren sahen wir auf der ganzen Reise wenig, ausgenommen nur
Eidechsen in den Savannen und zahlreiche Schlangen, die im Wasser und an den
Zweigen des Uférs sich auf hielten und welche ich spater niemals wieder in solcher
Haufigkeit antraf. Eine Boa, welche am Bote vorüberschwamm, kündigte sich
schon in einiger Entfernung durch ihren eigenthümlichen, moschusartigen Gerüch
an; wiederholt sah ich Schlangen im Wasser...”
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“...der Gesellscbaft mit den Handen
die Beine, bis ihnen dureb Klopfen auf die Schulter das Aufstehen geboten
wurde — eine nicht minder unangenebme Erinnerung an den Schandfleck der
Sklaverei im Leben der civilisirten (?) Yölker!
Es war schon Nacht, als wir an der Mündung des Coropinakreeks anlangten,
wo bei Fackellicht die Dampfbarkassen mit Zeltböten vertauscht wurden, und
phantastisch gruppirte sieb in der Einsamkeit des Waldes auf dem engen Flüsschen
unsere kleine Flotte, die noch durch Koriale weiter vervollstandigt wurde. Aber
die Zeit drangte, denn das Wasser begann zu fallen, und nur mit Mübe gelang
es noch, in den manchmal auf den Grund stossenden Boten Prospérité zu erreichen.
Das glanzende Mondeslicht, welches durch die dicht überhangenden Baume des
Ufers seinen Weg suebte, und der strahlende Sternhimmel, von welchem bie und
da ein kleiner Tbeil sichtbar wurde, verliehen dieser nachtlichen Waldfahrt
einen hohen Keiz.
In Prospérité, und am folgenden Tage auch in Vier Kinderen, wobin...”
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“...blühenden Niederlassung nichts mehr wahrzunehmen und
statt der Reihe der mit Gebauden besetzten Hügel, welche auch Benoit noch
abbildet *), bemerkt man nur steil abfallende, von Gebüsch bedeckte Flussufer,
an denen das Gestein in einer etwa 5 Meter hohen Wand entblösst ist. Wir liessen
die nahere Untersuchung dieses Punktes für heute ruhen, um sie auf der Rück-
fahrt auszuführen, und bei der nachsten Biegung des Flusses, unmittelbar nachdem
die Mündung des Kassipurakreeks passirt war, sahen wir in weiter “Feme die
Gebirge des Binnenlandes auf einen kurzen Augenblick heraustreten, um sie bei
der folgenden Krümmung des Wassers ebenso rasch wieder aus den Augen zu
verlieren. Es müssen Höhen sein, welche am Cederkreeke gelegen sind; nur
zwei Gipfel werden sichtbar, von denen der östlich gelegene höher erscheint und
eine fast kegelige Form besitzt, wahrend der andere, dem Flusse naher gelegene
eine flachere Kuppe darstellt.
Die Insein im Flusse, welchen wir heute begegneten, sind ohne Ausnahme
1)...”
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“...10 Minuten begann die Hand
zu schwellen und abends war die Anschwellung bedeutend gewachsen, die Zunge
wurde dick, der Mann brach dunkles Blut und war wahrend der ganzen Nacht
sehr unruhig. Am 29t®n Marz war die Schwellung der Hand minder stark,
dagegen war der Oberarm sehr verdickt, die Zunge noch gleich dick und das
Erbrechen des Blutes steilte sich ebenfalls wieder ein, doch war der Patient
ruhiger. Am 30*en Marz klagte derselbe morgens fiber Schmerzen im Leibe;
dann konnten wir ihn nicht weiter beobachten, da wir unsere Reise ins Binnenland
antraten, iiberzeugt den Mann nicht mehr lebend zurückzufinden. Dagegen ist
derselbe nach einigen Tagen wieder wie immer seiner Arbeit nachgegangen und
hat keine üblen Folgen fernerhin von dem Bisse empfunden; er war, wie allgemein
angenommen wurde, durch ein von ihm selbst bereitetes Gegengift gerettet worden.
Wie man nun auch hierüber denken moge, so sind doch nur zwei Möglichkeiten
vorhanden: entweder ist es nicht wahr, dass, wie man gewöhnli...”
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“...Landes zu sehr
durch die machtigen Waldungen maskirt, als dass geringe Höhenunterschiede aus
grösserem Abstande noch wahrgenommen werden könnten.
Die Savanne am Pusse des Pilatus bildet neben dem Dorfe von Bergendaal
die einzige Unterbrechung des unendlichen Waldes, und in ihrem hellgrünen Rasen
lagen vielfach wie die Wolken des Morgenroths Blumengruppen gebettet. —Nur
ungern trennten wir uns von diesem so überaus anziehenden Bilde.
Es war schon ungefahr 11 Uhr morgens, als wir unsere Plussfahrt weiter fort-
setzten , und gleich nachdem wir Bergendaal verlassen, wurden die Ufer des Suri-
nam wieder flach, denn die Bergkette, der Pilatus und blauer Berg angehören und
1) Nach C. A. van Sypesteyn ist Surinam zum ““/Wen Theile mit hohem Walde bedeokt. (Over
Surinaamsche houtsoorten. — West-Indië I. pag. 61)....”
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“...ze hinab, wo auf Stöcken im Wasser eine Reihe von Termiten-
nestern stand, deren Insassen den Hühnern und Enten zur Nahrung dienen.
In grossen Scharen flogen am Ufer die braune, gelb und schwarz gefleckte
Mechanitis mneme L. und ebenso viele Exemplare von Ithomia giulia Hew. und
I. ninonia Hübn. umher.
Das Strombett tragt bereits einen anderen Charakter; zusammenhangende
Klippen bilden Barrièren, welche es fast der ganzen Breite nach einnehmen; so
schon unmittelbar hinter dem Cederkreeke und weiter aufwarts vor allem bei
Brokopondo (gebrochene Brücke), denn hier beginnen die Stromschnellen.
Wir spürten die Zunahme des Gefalles mehr als uns lieb war, denn wenn
auch die bisherige Fahrt durch das seichte Flussbett oftmals sehr erschwert wurde,
so hatten wir doch noch niemals mit der Ge walt der Stromschnellen zu ringen
gehabt. Alle Anstrengungen, das Bot durch Rudern vorwarts zu bringen, waren
vergeblich, und hatten wir endlich 1 bis 2 Meter an Feld gewonnen, so warf
uns das geringste Nachlassen...”
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“...noch mehr zurück. Es blieb den Leuten nicbts Anderes übrig, als
von Fels zu Fels schreitend, watend und schwimmend dem Bote yoranzugehen
und dieses dann an einem langen Taue nachzuziehen. Unermüdlich waren sie in
ihren Anstrengungen, und endlich gelang es, die oberhalb Brokopondo gelegene
Insel am rechten Flussufer zu passiren; aber schon wieder sperrte eine Barrière
an der oberen Endigung des Eilands fast den ganzen Strom ab; ihr folgte in sehr
kurzem Abstande eine zweite, und nacbdem der Fluss weiter aufwarts eine kleine
Strecke leichter befabrbar gewesen — zahlreiche Klippen sind trotzdem noch
immer vorhanden —, folgte beim Dabikwénkreeke nóch eine dritte, das Wasser
quer durchsetzende Felspartie. An allen diesen Punkten war die Durchfahrt nur
mit den grössten Mühen ausfindig zu macben und zu bewerkstelligen; vielfach
mussten wir die balb verrichtete Arbeit wieder aufgeben, wenn sich der gehoffte
Ausweg als zu seicht erwies, und in dem Labyrintbe der Klippen an einem
zweiten Orte von neuem...”
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“... Wir standen plaudernd am brennenden Holz-
stosse, als plötzlich wie aus dem Boden gewachsen drei Buschneger vor uns
erschienen und nach kurzer Begrüssung sofort mit der Erklarung hervortraten,
dass das Brennholz ihnen gehore und sie von uns dafür Taback als Bezahlung
verlangten. Wir bedeuteten ihnen, dass der Wald Eigenthum des Weissen sei,
der ihnen nur erlaube ihn zu benutzen, und darauf zogen die lastigen, zudring-
lichen Schwarzen wieder ab, mit der Erklarung, dass sie am folgenden Tage
weiter über den Gegenstand sprechen wollten.
Wir dagegen legten uns in die Hangematten, nachdem wir uns überzeugt,
dass keine ungebetenen Gaste die Palmdacher zum Aufenthalte gewahlt und uns
gegen An griffe von Yampyren gut zugedeckt hatten, den Schlaf suchend, der
freilich bei mir nicht sogleich in der ungewohnten Umgebung eintreten wollte.
Wie oft hatte ich die heilige Stille des tropischen Urwaldes schildern horen, und
wie sehr stand die Erfahrung, die ich auf der ganzen Reise am Ufer des Surinam...”
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“...Negerenglisch war als ningre-tongo oder ningre
(Negersprache) oder auch als bakrd (Europaisch) bekannt, wahrend das Ne-
gerportugiesisch dju-tongo (Judensprache) und von den Missionaren saramaccisch
genannt wurde. Das ningre und dju-tongo fiillten sicb aber gegenseitig an, da die
Neger der verschiedenen, englischen und portugiesiscben, Plantagen mit einander
in Beriihrung traten, und als mit der Yerarmung der portugiesischen Pflanzer das
dju-tongo mehr und mebr zuriicktrat, wurde das ningre nocb weiter mit hollan-
dischen und französischen Wörtern angefüllt; durcb die Herrnhuter gelangten auch
deutscbe Ausdriicke binein und einige afrikanische Brocken blieben ebenfalls er-
halten. Auf diese Weise entstand die eigenthiimliche Sprache, welche man nacb
dem vorberrschenden Elemente jetzt als Negerenglisch bezeichnet,s) w&hrend
1) Fortsetzung der Brfider-Higtorie. 2«*r Band. pag. 57. — Die Yielweiberei bereitete den Herrn-
hutern bei ihren Bekehrungsversuchen vielfache Schwierigkeiten (daselbst...”
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“...sonst erkrankte. Wir
wurden darauf aufmerksam gemacbt, dass wir nicht von der Regel abweichen
diirften, da die Einwohner im Stande seien, uns die Macht des Gottes bei Yer-
nachlassigung der Yorschrift fühlen zu lassen, um den Beweis derselben zuliefern.
Pür das offene Palmdach, unter dem wir schliefen, wie stets bei den Busch-
negern, mussten wir an diesem Orte sogar noeh einen ansehnlichen Geldbetrag
zahlen, als ob wir uns im europaischen Gasthofe befanden. Uebrigens wurden wir
durch nichts weiter gestort, als durch eine colossale Buschspinne (Theraphosa avicu-
laria L.) und höchstens noch durch das Geknurre und Quacken der grossen Frösche.
5 April. Wir setzten unsere Fahrt in gleicher Weise wie gestern fort und unter
denselben Yerhaltnissen (gleich oberhalb Wakibassu begannen wieder die Strom-
schnellen), so dass ich von der Schilderung aller Einzelheiten absehenkann. Zu-
nachst passirten wir das Kapasie-Eiland, welches seinen Namen von den zahl-
reichen Giirtelthieren (Dasypus = kapasie)...”
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“... der
grossen Ampullarienund zahlreicher anderer Thiere. Sie fehlen aher selbstredend
dort, wo die Felsen im Augenblicke frei von Wasser sind, und hier sieht man
statt ihrer nur die eingeschrumpften, verdorrten Reste der Blatter, die sich fest an
den Felsen klammern und aus denen eine fusshohe, lockere Aehre hervorragt, so
dass die Gesteine oft den Anhlick eines mageren Stoppelfeldes hervorrufen. Diese
charakteristische Pflanze habe ich in grosseren Mengen zuerst bei Wakihassu wahr-
genommen; weiter unterhalb scheint sie nicht oder doch nur sparlich vorzukommen.
Yielfach sieht man auf den Felsen Scharen kleiner Schwalhen sitzen, welche
oberflachlich unserer Hirundo riparia L. gleichen und wie diese ihre Nester in
Höhlungen anlegen, die sie selbst in die alluvialen Ablagerungen des Flusses bohren.
Oftmals befinden sich zahlreiche solcher Löcher in der Uferterrasse, ganz so wie im Di-
luvium Europas. Bisweilen bemerkt man auch einen weissen Reiher (Ardea candidissi-
ma Gm. ?), aher im allgemeinen...”
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“...73
sie der Reihe nach anmarschirt, sprachen vor dem Capitane ihr tiiio und wurden
von diesem kaum dafür gedankt, wohl aber erhielten sie Jeder einen Schemel,
auf dem sie lautlos vor Einer der Hütten sassen, und nachher Nachtquartier.
Yielleicht war der Umstand, dass die Neger von Gansee Christen sind, die Ursache
der grossen Zurückhaltung.
Der Kifunga vor dem Dorfe Langahuku war ohne Kodja und der zugehörige
Götze stand nicht unter demselben, sondem etwas weiter nach den Wohnungen
hin, umgeben von drei runden, gebackenen Steinen der Art, wie sie die Neger
auch als Untersatze für ihre Kochtöpfe gebrauchen. Unmittelbar neben dem Kifunga
befand sich dagegen eine niedrige, viereckige Bretterplanke, getragen von vier
Pfahlen und anscheinend einen Tisch darstellend.
Wahrend der ganzen Nacht wurde in einer offenen Hütte ein grosses,
lodemdes Holzfeuer unterhalten, von dem aber nach Sonnenuntergang keine Kohle
mehr genommen werden durfte. Wohl war es erlaubt, selbst Feuer anzumachen;
aber dazu...”
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“...,
welche das Fortkommen bisweilen recht erschweren. Anfangs trafen wir, an der
rechten Seite der Insel Biriudü hinfahrend (es liegt auf ihr der Ort Hansesanti)
zwar noch offenes Fahrwasser, aber bald darauf versperrte ein etwa 3 Meter hoher
Absturz, welcher quer den Fluss durchsetzt, den Weg. Der Wasserfall, welcher
am linken Flussufer darüber hinstürzt, tragt den Namen Kotipau und findet strom-
einwarts seine Endigung in einer kleinen Insel, um sich an der gegenüberliegenden
Seite derselben weiter fortzusetzen. Diese Fortsetzung heisst Gidibo oder Bin und
bildet die Yerbindung zwischen der genannten, kleinen und einer grosseren Insel,
welche sich in der Nahe des rechten FlusSufers befindet. Der Gidibo stellt einen
gleichmassig die ganze Breite des Stromarmes einnehmenden, schonen Fall dar ,
der sich nicht passiren lasst, da sein Absturz überall schroff ist; wir wandten uns
deswegen dem Kotipau zu, wo das Hinüberschaffen der Koriale nach stattgehab-
tem Entladen möglich war.
Eine derartige...”
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