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“...Glasflusse nicht unahnlich glitt es zu Seiten des Schiffes
vorüber, am Mittage (wir befanden uns auf 8° 15' N. Br. und 53° 5' W. L.)nahm
es eine lauchgrüne Farbung an, welche bekanntlich nur in der Nahe des Landes
angetroffen wird. Hier war die aequatoriale Strömung ihre Ursache, welche von
Südost nach Kordwest sich langs des Continentes von Südamerika hinzieht und
in deren Mitte wir uns befanden. Gegen Abend trat nach dem Festlande zu die
blaue, oceanische Farbung nochmals hervor, nachdem der Strom passirt war, aber
nur um bald wieder von dem schlammreichen Wasser der nachsten Umgebung der
Küste verdrangt zu werden.
1) Sieh: Tijdschr. v. h. Nederl. Aardrijkskdg. Genootsch. te Amsterdam. Ser. II. Deel III.
Afdlg. Terslg. en Mededlg. 1 en 2. 1886 pag. 56 ff.
2) Wir sahen die Quallen zuerst am 24ten December, als unser Schiff sich am Mittage im Wende,
kreise befand. Seitdem nahm ihre Zahl stets zu, je weiter wir südlich kamen und in besonders
grossen Mengen sah ich Physalia an der Kliste von...”
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alluvialen Ursprungs; sie sind an beiden Enden keilförmig und zwar sehr scharf
zugespitzt, da dem stromabwarts gericbteten Ende durch das abfliessende Wasser,
dem stromaufwarts gerichteten durch den von der See her kommenden Fluthen-
strom stets neue Schlammtheile zugeführt werden, welche im Schutze des einmal
vorhandenen Eilands hier zu Boden fallen. Es dunkelte schon, als wir bei Wor-
steling Jakobs die ersten Klippen im Strome wahrnahmen, welche sich in grösserer
Anzahl in der Nahe von Phaedra (früher Pedra genannt) wieder einstellten und
diesem Or te seinen Namen verliehen haben dürften.
Es lebt hier eine geringe Anzahl von Negern, im Jahre 1863 freigelassene
Sklaven und deren Nachkommen, welche ihre von den Plantagen überkommenen
Gewohnheiten im Wesentlichen beibehalten haben. Die kraftigen Leute, unter
denen man manche stattliche Figuren sieht, wohnen in kleinen, hölzernen
Hausern, in denen ein einfaches Meublement, rohe Holztische und Stühle, ausnahms-
weise auch wohl ein Korbstuhl...”
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“...jenes genau die Form des Hutes, und lange war ich bei
mir in Zweifel, ob der Mann eine helmartige Perrücke oder wirkliches Haar trage.
In der Gegend von Rynesberg tritt am linken Flussufer eine lange Reihe kleiner,
etwa 15 Meter hoher, flach welliger Hügel auf, wahrend das rechte Ufer eben
bleibt, und bald darauf trafen wir am unteren Ende einer kleinen, zwischen Tass-
und Klaaskreek gelegenen Insel eine aus grossen Felsblöcken gebildete Landzunge
an, welche sich vom linken Ufer aus weit in den Strom hinein erstreckt. Grober
Sand bildete stellenweise machtige Anhaufungen zwischen den Felsen und hoch
oben in den Aesten der Baume, die darin Fuss gefasst hatten, hingen mehrere
Meter über dem derzeitigen Wasserspiegel grosse Baumstamme, welche bei höherem
Stande des Flusses als Treibholz angeführt und hier hangen geblieben waren. Der
Surinam war zur Zeit unserer Reise ganz aussergewöhnlich trocken.
Kurz bevor wir die genannte Insel beim Klaaskreek passirt hatten, kam für
einen Augenblick beim...”
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“...ist es sehr aben-
teuerlich, dafür die Erklarung anzunehmen, welche seiner Zeit ein hoher Beamter
gegeben, dass namlich Indianer ihre Steinbeile an den betreffenden Stellen gescharft
haben sollen.
Zwischen Mawassie- und Companiekreek wird das rechte Ufer von sehr
niedrigen, flachwelligen Hügeln eingefasst, wahrend das linke eben bleibt; von
dort bis zum Cederkreeke treten nirgends Anhöhen unmittelbar an den Strom heran,
aber haufig ist der Fluss seicht und voll kleiner Klippen, auf die unser Bot
wiederholt stösst, und endlich ist unmittelbar unterhalb Boschland fast der ganze
Strom von dicht gedrangten Felsen versperrt.
Unter schwerem Regen langten wir um 6 Uhr abends in Boschland an,
woselbst wir die Nacht zubringen wollten; aber das war mit grossen Schwierig-
keiten verbunden, .denn so freundlich die schneeweiss getünchten Gebaude uns
von der Uferterrasse entgegenwinkten, so wenig waren sie doch für die Aufnahme
von Gasten berechnet.
Boschland ist ein als Polizeistation und zur Yerhütung...”
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ebensoviel oder noch mehr zurück. Es blieb den Leuten nicbts Anderes übrig, als
von Fels zu Fels schreitend, watend und schwimmend dem Bote yoranzugehen
und dieses dann an einem langen Taue nachzuziehen. Unermüdlich waren sie in
ihren Anstrengungen, und endlich gelang es, die oberhalb Brokopondo gelegene
Insel am rechten Flussufer zu passiren; aber schon wieder sperrte eine Barrière
an der oberen Endigung des Eilands fast den ganzen Strom ab; ihr folgte in sehr
kurzem Abstande eine zweite, und nacbdem der Fluss weiter aufwarts eine kleine
Strecke leichter befabrbar gewesen — zahlreiche Klippen sind trotzdem noch
immer vorhanden —, folgte beim Dabikwénkreeke nóch eine dritte, das Wasser
quer durchsetzende Felspartie. An allen diesen Punkten war die Durchfahrt nur
mit den grössten Mühen ausfindig zu macben und zu bewerkstelligen; vielfach
mussten wir die balb verrichtete Arbeit wieder aufgeben, wenn sich der gehoffte
Ausweg als zu seicht erwies, und in dem Labyrintbe der Klippen an einem...”
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kleinen Fallen dahin stürzende Strom — das Alles bietet ein farben- und for-
menreiches Bild von seltener Schönheit.
Zwiscben Vaillantkreek und Newstar Eiland ist der Strom wieder frei;
aber bei genannter Insel haufen die Felsen sich abermals sehr, und da sie in
Gruppen liegen, welche stellenweise so weit von einander entfernt sind, dass die
Leute das Tau nicbt von Einer Klippe zur anderen transportiren konnten, so
befanden wir uns in sehr misslicber Lage; denn der Tag begann sich zu neigen
und nirgends war ein Platz, an dem man hatte landen können, ohne sofort in
unentwirrbare Schlinggewachse zu versinken. Da erschien ein Buscbnegerkorial,
dessen Insassen eine sichtliche Schadenfreude über unsere Mühen an den Tag
legten, aber dann doch bereitwilligst das Tau mit Hilfe ihres Botes voraus-
bracbten und so das weitere Fortziehen ermöglicbten. Es war der Capitan Baku,
der den Aukaner-Buschnegern angehört und am Sarakreeke wobnt, nebst zwei
etwa 12 jahrigen Kindern. Einer der Knaben trug...”
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Dagegen hatten wir selbstredend nichts einzuwenden, und so nahm denn Einer
der Eingeborenen eine mit Schnapps gefüllte Weinflasche, die wir bei uns führten,
und goss daraus in kurzen Zwischenpausen den grössten Theil unter dem Aus-
sprechen eines Gebetes in den Strom. Langsam und würdevoll wurde das Opfer
gebracht, und ich glaube, dass die einfache Handlung nicht nur mir als besonderem
Freunde des Naturmenschen eindruckerweckend schien, sondern dass wohl ein
Jeder, der ihr beigewohnt hatte, Gefallen daran gefunden haben würde. Der Mann
sprach ungefahr Folgendes: „Vater, Mutter dieses Flusses! Wir haben die Weissen
hieher gebracht um zu schauen, nicht urn hier Steine zu brochen. Rechne uns ihre
Handlung nicht an. Bringe uns wohlbehalten stromaufwarts und sorge, dass wir
ebenso wieder heim kommen.”
An den Fluss knüpfen sich zahlreiche, aberglaubische Anschauungen. So wollten
die Leute den Namen des Makamikreeks nicht nennen, weil es dann beginne zu
regnen; wir thaten es, und mit Sicherheit...”
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“...Wakibassu begannen wieder die Strom-
schnellen), so dass ich von der Schilderung aller Einzelheiten absehenkann. Zu-
nachst passirten wir das Kapasie-Eiland, welches seinen Namen von den zahl-
reichen Giirtelthieren (Dasypus = kapasie) herleitet, die es beherbergt, und die
von den Negern in grosser Zahl geschossen werden, wenn sie die Insel beim Steigen
des Wassers verlassen wollen.
Interessant ist das Yorkommen von Bambus an diesem Punkte, da es deutlich
beweist, dass die gleichen Pflanzen an der Para nicht, wie mir gesagt wurde, als
aus Ostindien angefïihrt betrachtet werden mussen. Uebrigens ist es schon durch
Schomburgk bekannt, dass an den Stromschnellen von Guiana Bambus vorkommt.
Er erwahnt das Rohr vom oberen Essequibo, kurz unterhalb des Punktes, an dem
der Rupununi in den Strom fallt, „an den Stromschnellen von Rappa, die lhren
Namen von der Mengé Bambusrohr (Nastus latifolia) erhalten haben. s)
Ein wenig oberhalb miindet der Otobukakreek in den Strom, ein kleiner, in der
Karte Rosevelts...”
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“...Endlich wurde eine Yerabredung
getroffen: die Bursche verpflichteten sich, uns eine bestimmte Strecke in festge-
stellter Zeit zu befordern, wobei es ihnen überlassen blieb, hin und wieder zu
fischen, wenn sie die dadurch verlorene Zeit nachher wieder einholen wollten. Wir
standen uns gut bei dem Abkommen, denn die Leute können ungemein rasch grosse
Strecken zurücklegen, wenn sie nur wollen; “fast gerauschlos und pfeilschnell gleiten
dann die leichten Fahrzeuge fiber die Wasserflache dahin.
Der Strom nimmt oberhalb Gansee einen noch grossartigern Charakter an, als
er bisher besessen. Hatten wir schon vorher die zahllosen Insein und Klippen, den
hohen Wald und seine Blumenfülle bewundert, so bot sich uns in den folgenden
Tagen eine Landschaft von einer Schönheit und Erhabenheit dar, wie sie Keinem
beschrieben werden kann, der nicht selbst schon Aehnliches gesehen. Denn woher
soil ich den Yergleich nehmen für Etwas, das nur sich selbst verglichen werden
kann? Wie den Eindruck schildern, den...”
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“...das Gefalle des Stromes sehr 1
rasch zu; es befindet sich hier eine ganze Reihe von prachtigen Wasserfallen,
welche das Fortkommen bisweilen recht erschweren. Anfangs trafen wir, an der
rechten Seite der Insel Biriudü hinfahrend (es liegt auf ihr der Ort Hansesanti)
zwar noch offenes Fahrwasser, aber bald darauf versperrte ein etwa 3 Meter hoher
Absturz, welcher quer den Fluss durchsetzt, den Weg. Der Wasserfall, welcher
am linken Flussufer darüber hinstürzt, tragt den Namen Kotipau und findet strom-
einwarts seine Endigung in einer kleinen Insel, um sich an der gegenüberliegenden
Seite derselben weiter fortzusetzen. Diese Fortsetzung heisst Gidibo oder Bin und
bildet die Yerbindung zwischen der genannten, kleinen und einer grosseren Insel,
welche sich in der Nahe des rechten FlusSufers befindet. Der Gidibo stellt einen
gleichmassig die ganze Breite des Stromarmes einnehmenden, schonen Fall dar ,
der sich nicht passiren lasst, da sein Absturz überall schroff ist; wir wandten uns
deswegen...”
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“...oft weit vom Flusse gefallt werden,
und da im tropischen Walde selten viele Baume derselben Art, welche zum Schlage
brauchbar waren, neben einander steben, so ist die Anlage einer Reihe von Wegen
(d. h. das Wegkappen von Holzarten, die nicht verwerthet werden können) erfor-
derlich, um die Stamme bis zum Strome zu schaffen. Dort beginnt aber eine neue,
schwierige Arbeit; denn die Holzarten, welche in der Stadt verwerthet werden,
sind schwerer als Wasser, sie können deswegen nicht einfach den Strom hinabge-
flösst werden, sondern müssen mit Hilfe von Korialen schwimmend erhalten wer-
den. Zu diesem Zwecke legen die Leute je zwei Quérbalken über und unter zwei
parallel gestellte Koriale und verbinden die Enden der Balken der Art mit Lianen,
dass die Fahrzeuge zwischen ihnen eingeklemmt sind. Darauf wird das zu trans-
portirende Holz zwischen die Koriale und die Querbalken gebracht und macht so
mit den Boten zusammen Ein Floss aus.
Ware es mit einmaliger Anfertigung einer solchen Yorrichtung...”
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Fahrwasser wieder offen; nur wenige Klippen liegen im Flusse (auf denen kleine,
zum Trocknen der Pindanüsse bestimmte Palmdacher standen), bis man zum Monni
gelangt, der ersten Erhebung, welcbe oberhalb des Sarakreeks an den Strom her-
antritt und die auf der Karte Roaevelts etwaa unterbalb Toledo am rechten Fluss-
ufer eingetragen ist.
Yon dieser Höhe aus eratreckt aich eine Barrière quer durch daa Bett dea
Surinam und bildet hier die Yeranlaaaung zur Entatehung aehr bedeutender Strom-
schnellen. Ich maaaa den Gipfel am folgenden Tage und fend ihn nur 61 Meter
höher ala daa Fluaabett (abaolute Höhe 104 Meter), obwohl er dank der gewal-
tigen Höhe dea ihn bedeckenden Waldes viel bedeutender zu aein acheint. Koch
eine Reihe von ahnlichen Erhebungen achlieaat 8ich landeinwarta daran an, und
unmittelbar oberhalb dea Monni liegt hart am Fluaae ein gleich hoher Gipfel, welcher
auf der Karte Roaevelts fehlt; aber ea ist in Folge der durch die Vegetation ver-
sperrten Aussicht nicht möglich...”
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“...und man wird
sich einen annahemden Begriff von der Anstrengung einer derartigen Reise machen
können. Kommen noch Krankheit und unregelmassige Mahlzeiten hinzu, wie es
bei uns der Fall war, so fangt die Lage an, oftmals recht wenig beneidenswerth
zu werden. Wir ffihlten uns denn auch im Fischerbote fiber die Maassen glficklich,
und unsere Leute, die wir aus der Stadt mitgebracht hatten, schienen sich eben-
falls der Rfickfahrt zu freuen, zumal Einer von ihnen erkrankt war.
Der Regen hatte den Strom so sehr geschwellt, dass von den zahlreichen
Klippen, denen wir beim Auffahren zwischen Koffiekamp und Gansee begegnet
waren, nur noch ein sehr geringer Theil trocken lag und wir die Landschaft kaum
wiederzuerkennen vermochten. Erst bei Kadju sahen wir eine grössere Anzahl von
Felsen kaum einen Meter hoch aus dem Wasser hervorragen; am Falie Biabia...”
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“...uns; wir hat-
ten die Station Koffiekamp erreicht und konnten jetzt unsere Buschneger wieder
verabschieden. Bei der alten Hütte am Strome stiegen wir zum zweiten Male aus,
um hier die Nacht zuzubringen.
12 April. Auch bei der Weiterfahrt, die wir am heutigen Morgen antraten,
fanden wir im Laufe des Tages kaum noch nennenswerthe Felspartien entblösst,
und ich glaube dies hier speciell verzeichnen zu mussen, um etwaigen spateren
Besuchern dieser Gegend anzudeuten, was sie erwarten können, wenn der Strom
nicht gerade zufallig ganz ungemein trocken ist. Obwohl nur wenige Tage Regen-
wetter geherrscht hatte, war das Wasser doch schon so hoch gestiegen, dass meine
Reise für geologische Zwecke ziemlich resultatlos verlaufen sein würde, wenn ich
sie nur eine Woche spater angetreten hatte.
Zwischen Koffiekamp und der Mündung des Sarakreeks war Alles bedeckt,
ausgenommen kleine Felsstücke am Ufer; an letztgenanntem Orte sahen die Klip-
pen nur noch wenige Centimeter hoch aus dem Wasser hervor. Zwischen...”
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