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wahrnimmt. Ich lernte hier zum ersten Male begreifen, wie schwierig das Sam-
rneln naturhistorischer Objecte in den Tropen mancbmal sein kann, gleicb schwierig
bei der Thier- wie bei der Pflanzenwelt, deren in- und durcbeinander gewach-
sene Exemplare kaum noch die zum Stamme gebörigen Blatter und Früchte der
einzelnen Arten erkennen lassen.
Die Neger, welche das Gebiet der Para bewohnen, sind 1863 freigelassene
Sklaven. Wahrend der Flussfahrt wurde der Gouverneur von ihnen überall mit
Gewehrscbüssen begrüsst; denn sowie ihre afrikaniscben Brüder ihr Letztes bergeben,
um einen Schuss Pulver in die Luft knallen zu können, so ist auch ihnen Scbiessen
die grösste Freude. Bei jedem Hause und bei jedem der zablreicben, kleinen
Nebenkreeke, welche in die Para münden und deren Einfahrt dem Uneingeweibten
oft kaum sicbtbar ist, standen die Leute auf dem Posten, um ihre Begrüssung mit
Scbiessen und Geschrei anzubringen.
Bei Onorïbo, wo unsere Gesellschaft ans Land stieg, entfaltete sicb ein überaus...”
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“...verschwindet. Jetzt fahren
wir am Rande einer tiefen Schlucht, Boqueron genannt, welche sich steil 150
Meter tief zum Bette des Rio Tacagua hinabsenkt. Ihre Wande fallen lothrecht
zur schwindelnden Tiefe ab und haben ohne Zweifel der Wirkung der Erosion diese
Eorm zu danken. Mag auch das unbedeutende Plüsschen, welches dort unten einem
blinkenden Silberstreifen gleich sich hinschlangelt, nur eine geringe einschneidende
Kraft besitzen, es spottet doch der grössten Menschenwerke, denn es arbeitet lang-
sam und unverdrossen, stets sich gleich und darum sicher des Erfolges. Menschen-
geschlechter sah es vorüberziehen und wie die Spreu im Winde verwehen; es
schaute dem braunen Indianer zu, welcher früher in seinem Bette fischte, so wie
es jetzt bescheiden zum Dampfwagen des Weissen emporblickt, und es wirdnach
uns Geschleohter kommen sehen, die zu fassen uns heute noch jede Yorstellung
fehlt. Es wird leben, so lange die Berge stehen, die an ihren kalten Gehangen
den vom Meere aufsteigenden Wasserdampf...”
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