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“...Freilich wird dieser Uebelstand zum Theil durch die grossen Hofraume und
kleinen Garten ausgeglichen, welche sich an der Rückseite der Herrenhauser
ausdehnen und welche, bisweilen mit mehreren Nebengebauden besetzt, den in
dienetlichem Yerhaltnisse zum Eigenthümer stehenden Leuten zum Aufenthalte
dienen. Eine besondere Thür bildet den Eingang zu diesen Raumen.
Das Material, aus welchem die Hauser aufgeführt sind, besteht fast aus-
schliesslich aus Holz; sie besitzen nur einen niedrigen, kaum 1 Meter hohen Unterbau
von Stein und sind mit Schiefer gedeckt. Ihr Anstrich ist freundlich weiss oder
lichtgrau, wahrend Thüren und Fensterladen grün gefarbt sind, so dass sie sich
ausserordentlich gunstig aus der Yegetation der Umgebung abheben. Ausser dem
am „Gouvernementsplein” gelegenen Justizgebaude und dem angrenzenden Gebaude
der Finanzverwaltung, von dessen niedrigem Thurme , dem einzigen des Ortes, man
einen sehr hübschen Ueberblick über die schone Stadt geniesst, sowie dem Zollge-
baude findet...”
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“...16
die Rhede so belebt war, dass nacb Stedman >) selten weniger als 80, bisweilen
100 Kauffahrteifahrer daselbst lagen, so sieht man jetzt ausser den Mailboten
kaum ein einzelnes, grösseres Schiff. Auch die „Tenthöte” (etwa 10 Meter lange
und 2 Met^r breite, mit einer aus Holz gebauten Cajüte yersehene Ruderböte), welche
friiher mit grosser Pracht ausgestattet waren und den Personenverkehr zwischen
Paramaribo und den Plantagen vermittelten, sind fast ausnahmslos zugeschmack-
losen, schlecht unterhaltenen Holzkasten herabgesunken und man bedient sich
statt ihrer meistens der kleinen Dampfbarkassen, welche den Unterlauf der Ströme
befahrén und von denen Eine auch auf dem Surinam bis nach Boschland hinaut
den Yerkehr mit den Goldfeldern unterhalt.
Schon lange vor der Freilassung der Sklaven begann die Verarmung der Colonie,
da jene Maassregel stets bevorstand, wahrend fiber ihre Ausffihrung die grösste Unsi-
cherheit herrschte, so dass die Pflanzer, unbekannt mit der Zukunft, keine geeigneten...”
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“...Inselchen und vom Lande ausgehende, lichtgrüne
Teppiche, welche sich prachtig von der durch organische Bestandtheile fast
schwarz gefarbten, schön spiegelnden Wasserflache abheben. 1 2)
Die Ufer erscheinen vom Flusse aus gesehen überall sehr niedrig, und sind in
seiner unmittelbaren Nahe wohl nirgends höher als 5 Meter. Hie und da sieht man eine
senkrecht abgestürzte Lehm- oder Sandschicht entblösst, aber weiter ist über
das Relief des Landes nichts zu erfahren, da die Waldungen den Ueberblick
V
verwehren. Jedenfalls würde es aber falsch sein anzunehmen, dass die ganze weitere
Umgebung der Para durchaus flach sei, denn ein Zufall lehrte uns auf dieser
Fahrt selbst noch einen etwa 20 Meter hohen Hügel anstehenden Gesteins bei
Topibó kennen. Herr Benjamins hatte ihn bei einer früheren Gelegenheit besucht
1) Leider ist das Bambusrohr Surinams für die Industrie nicht brauohbar.
2) TJeber die Flora der Para vgl. den Bericht meines Reisegenossen Suringar, 1. c. pag.75ff....”
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“...indessen gleich den Bhizophoren
des salzhaltigen Wassers zum Wachsthume und verlasst das Ufer schon unterhalb
Phaedra. Die Pflanze, welche gleich der Montrichardia dem Manatus latirostris1 2)
zur Nahrung dienen soil3), biïdet hübsche Hecken am Ufer, da sie durch die
schlammigen Bestandtheile des Plusses nicht verunreinigt wird und so stets ihr
frisches Grün bewahrt, im Gegensatze zu den bei niedrigem Wasserstande mit
grauer Schlammschicht bedeckten Bhizophoren und Aroïdeen, welche leztere bis
zu 5 Meter aus dem Wasser hervorragen. Unter ihnen sieht man im tiefen Schlag-
schatten zur Ebbezeit nicht selten den Kaiman liegen.
Wo die genannten Pflanzen fehlen, findet man zahlreiche Tafelwurzeln in aben-
teuerlichen Eormen an der Grenze des Wassers entblösst (darunter Hymenaea
Courbaril und Pachira aquatica) und an kleinen Abstürzen des alluvialen Ufers
ist die Oberflache des Bodens mit einem dichten Filzwerke von Wurzelfasern be-
doekt, welche alle ihre Spitzen stromabwarts richten. Im Walde fallen...”
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“...fassen Hecken von Hibiscus, mit grossen, rothen Blumen, Rosen gleich
das Ufer ein.
Beim früheren Militairposten Gelderland begin nt das rechte Ufer hügelig zu
werden und kurz darauf passiren wir die Ufer der Judensavanne. Auch hier ist
von der einstmals so blühenden Niederlassung nichts mehr wahrzunehmen und
statt der Reihe der mit Gebauden besetzten Hügel, welche auch Benoit noch
abbildet *), bemerkt man nur steil abfallende, von Gebüsch bedeckte Flussufer,
an denen das Gestein in einer etwa 5 Meter hohen Wand entblösst ist. Wir liessen
die nahere Untersuchung dieses Punktes für heute ruhen, um sie auf der Rück-
fahrt auszuführen, und bei der nachsten Biegung des Flusses, unmittelbar nachdem
die Mündung des Kassipurakreeks passirt war, sahen wir in weiter “Feme die
Gebirge des Binnenlandes auf einen kurzen Augenblick heraustreten, um sie bei
der folgenden Krümmung des Wassers ebenso rasch wieder aus den Augen zu
verlieren. Es müssen Höhen sein, welche am Cederkreeke gelegen sind; nur
zwei...”
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6 |
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“...ss,
gleichwie wir auch am gestrigen Abende mit ihm unser Mahl getheilt hatten,
und bestiegen dann die niedrigen Hügel, welche in unmittelbarer Nahe von Phaedra
im Walde sich befinden; bereits in einer Yiertelstunde waren wir oben und ich
fand für ihre Höhe über dem Niveau des Flusses nur 31 Meter.
Bei unserer gegen zehn Uhr bewerkstelligten Weiterfahrt, konnten wir
vorlaufig noch den „Creol” benutzen, da im Flusse nur wenige Klippen lagen,
so unter anderen auch bei Carolinenburg, und ohne Hindernisse setzten wir die
Reise bis zum Tafelrots, auch Tafra genannt, fort. Es ist dies eine kleine, ge-
genüber Babunhol, ein wenig unterhalb des Beaumontkreek gelegene Insel,
welche bei Hochwasser etwa 2 Meter über das Niveau des Flusses hervorragt, aber
als eine vom Wasser bedeck te Barrière fast durch die ganze Breite des Stromes
1) Es ist dies die niedrigste Temperatur, welche ich wahrend der Dauer der ganzen Reise
beohachtete. In der Regel lag die Minimaltemperatur der Nacht zwischen 21° und 23°...”
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“...38
sich yerfolgen lasst. Nur am rechten Ufer bleibt eine schmale Durchfahrt. Dieses
ist hier ziemlich steil und dürfte etwa 20 Meter hoch sein, wird aber schon ein
wenig oberhalb des Ortes wieder flach, gleich dem gegenüber liegenden, linken
Uferlande.
Der isolirte Felsen im Flusse war mit wenigen niedrigen Baumen bestanden,
an die ein schwarzer Trupial (Cacicus affinis Sow.) in grösserer Zahl seine beutel-
förmigen Nester gehangen hatte. Das Thier, in der Colonie als bananenbek be-
kannt, lebt in einem eigenthümlichen Schütz- und Trutzbündnisse mit einer
grossen Hornissenart (marabonsen), indem die Trupiale den Insekten Schütz gegen
Angriffe von Yögeln verleihen und umgekehrt ihre Nester von den Hornissen ge-
hütet und so vor jeder Berührung von Seiten fremder Thiere bewahrt bleiben. J)
Dieser Punkt ist sehr schön gelegen, denn in einigem Abstande erscheint der
Surinam in Folge seiner Krümmung völlig abgeschlossen, und wie auf einem
Binnenmeere sieht man sich rings umher von waldigen Ufern...”
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“...aber dieser Be-
deckung entledigte, so zeigte jenes genau die Form des Hutes, und lange war ich bei
mir in Zweifel, ob der Mann eine helmartige Perrücke oder wirkliches Haar trage.
In der Gegend von Rynesberg tritt am linken Flussufer eine lange Reihe kleiner,
etwa 15 Meter hoher, flach welliger Hügel auf, wahrend das rechte Ufer eben
bleibt, und bald darauf trafen wir am unteren Ende einer kleinen, zwischen Tass-
und Klaaskreek gelegenen Insel eine aus grossen Felsblöcken gebildete Landzunge
an, welche sich vom linken Ufer aus weit in den Strom hinein erstreckt. Grober
Sand bildete stellenweise machtige Anhaufungen zwischen den Felsen und hoch
oben in den Aesten der Baume, die darin Fuss gefasst hatten, hingen mehrere
Meter über dem derzeitigen Wasserspiegel grosse Baumstamme, welche bei höherem
Stande des Flusses als Treibholz angeführt und hier hangen geblieben waren. Der
Surinam war zur Zeit unserer Reise ganz aussergewöhnlich trocken.
Kurz bevor wir die genannte Insel beim Klaaskreek...”
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“...vertreiben zu können glauben und das ihnen durch einen Mann angehext werden
soil. Der betretfende Missethater wurde denn auch spater dem Missionar gemeldet
und diesem schien es zu meiner Ueberraschung auch durchaus nicht unmöglich zu
sein, dass das übrigens verrufene Subject einen derartigen Einfluss auf das Madchen
ausüben könnte. Ich halte das Ganze für einen hysterischen Anfall.
1 April. Wir bestiegen den Gipfel des blauen Berges (auf der Stedman’schen
Karte auch Parnassus genannt), welcher 85 Meter hoch ist und von wo aus man
einen prachtigen Ausblick in die Runde hat, da die Kuppe gleich demPussedes
am jenseitigen Ufer gelegenen Pilatus durch Abbrennen stets frei von Baumwuchs
gehalten wird. Man benutzt die kahlen, rasch von Grasern wieder bedeckten
Flachen als Weideplatze für vortreffliches Yieh.
Blickt man nach Südosten, so sieht man fiinf flache Gebirgskamme coulissen-
artig Einen hinter dem Andern sich erheben. Eine scharfe Krümmung, welche der
mit zahlreichen Sandbanken besetzte Pluss...”
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“...so
schon unmittelbar hinter dem Cederkreeke und weiter aufwarts vor allem bei
Brokopondo (gebrochene Brücke), denn hier beginnen die Stromschnellen.
Wir spürten die Zunahme des Gefalles mehr als uns lieb war, denn wenn
auch die bisherige Fahrt durch das seichte Flussbett oftmals sehr erschwert wurde,
so hatten wir doch noch niemals mit der Ge walt der Stromschnellen zu ringen
gehabt. Alle Anstrengungen, das Bot durch Rudern vorwarts zu bringen, waren
vergeblich, und hatten wir endlich 1 bis 2 Meter an Feld gewonnen, so warf
uns das geringste Nachlassen des Einen oder Anderen unserer Ruderer wieder...”
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“...erstrecken, und in diesem Sande wachst zahlreich eine bis zu 5 Meter hohe
Pflanze aus der Familie der Myrtaceen (Psidium aromaticum), hier yon den
Einwohnern guave genannt. Yiele Vogel lieben den Samen dieses Strauches sehr,
sie tragen ihn aut die Sandbanke und pflanzen so die ersten Gewachse auf den-
selben, welche lange Zeit fast die einzigen bleiben, da andere das dürre Erdreich
und den wechselnden Wasserstand, der zeitweise fast die ganzen Guavestraucher
unter das Niveau des Stromes bringt, nicht zu ertragen scheinen. Die Straucher
geben aber den weiteren Anlass zum Auffangen des Sandes und Schlammes, den
der Fluss mit sich führt, und so tragen sie wesentlich zur Einleitung der Insel-
bildung bei; ihr Vorkommen ist im Gebiete aller Stromschnellen der grossen
Flüsse von Surinam das gleiche.
Die gelblichgrünen Blatter der Guave, der lichtgelbe Sand, die dunkei -
schwarzen Felsen, welche in unzahlbaren Mengen einige Meter hoch über das
Wasser in Gruppen hervorragen, aus der Feme einsamen...”
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“...übernachten konnten, und wir eilten uns einzurichten,
denn bereits den ganzen Tag hindurch batten uns in grosseren Zwischenpausen
kleine Regengüsse belastigt und schwere Schauer schienen am Abende zu erwarten
zu sein. Jene unbedeutenden Niederschlage pflegt der Neger Weiberregen (uman-
ariri) zu nennen, denn er vergleicht sie mit dem unbedeutenden, anhaltenden
Gezanke seiner Frauen, wogegen der Mann kurz und heftig zu schelten ge-
wohnt sei.
ünser Lagerplatz befand sich am linken Ufer, auf einer 5 Meter über den
Fluss hervorragenden Terrasse. Es standen daselbst auf je vier Pfahlen, welche
durch ein paar Querstöcke gestützt waren, zwei schmale, aus Palmblattem ver-
fertigte Dacher, gerade gross genug um unter jedes zwei Hangematten zu be-
festigen und gebückt stehen zu können. Es waren kleine, offene Hutten, wie sie
der Neger zu bauen pflegt, wenn er kurze Zeit von Hause entfernt sein muss,
zur Anlage seiner Aecker vor allem, die meistens weit vom Dorfe ab gelegen
sind. Ein alter Bogen und ein...”
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“...41
dass der Platz nicht verlassen und noch vor kurzem bewohnt gewesen war.
Die Eeibe war sehr kunstvoll gearheitet: in ein viereckiges Brett von etwa l Meter
Lange und 20 Centimeter Breite waren in gleichen Abstanden Streifen von Kupfer-
blech geschlagen und diese waren darauf durch senkrecht zu ihrer Langsrichtung
gefiihrte Feilstriche in viele spitze, dreiseitige Zinken zerlegt wordenJ). Alles war
sauber und ordentlich gearbeitet, aber das Instrument lag hier ebenso offen wie
alle anderen Dinge umher, da der Eigenthümer keinen Diebstahl zu fürchten
hat. Irgend ein Strohwisch, ein Lappen oder dergleichen, was ihm aus unerklarten
Eigenschaften am besten dazu geeignet scheint, wird vom Besitzer zu den Dingen
gelegt, und dieses schützt als óbia sein Eigenthum vor allen unrechtmassigen
Angriffen.
Unseré Kisten waren herauftransportirt und boten uns nebst einigen Klapp-
stühlen willkommene Sitzplatze unter den Palmdachern, denn der Regen goss in
Stromen vom Himmel hemieder; aber bald mussten...”
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“...Figur die Hauptbedeutung zu, welche am Eingange des Dorfes
selten fehlt; aber oft an dem Landungsplatze, wo der Weg nur durch die erster-
wahnte Yorrichtung geschützt zu sein pflegt. In allen anderen Zuthaten herrscht
grosse Yerschiedenheit.
In den Dörfern sieht man stets Ein oder mehrere kleine Hauschen, welche
zur Aufbewahrung yon Götzen dienen; sie sind 1—IV2 Meter hoch und im
wesentlichen den Negerhütten nachgebildet, nur an Einer Seite ganz offen oder
mit Holzgittern verschlossen, so dass man die Angebeteten betrachten kann.
Darin steht meist eine grössere Anzahl yon Holzfiguren der oben erwahnten
Art,1 2 3) etwa J/a bis V4 Meter hoch und mit weisser Erde beschmiert; bisweilenist
auch nur Ein derartiger Gott in den Hauschen vorhanden 8). Immer benutzt man
ausserdem Fahnen und weisse Lappen zur Bannung des Bösen. Ferner sind
Schüsseln mit der sogenannten Medicin yorhanden, Erde mit mir unbekannten
Krautern als Zuthat enthaltend, welche den Götzen zur Speise dienen sollen 4 *).
Das Letztere...”
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“...56
meinert werden dürfen, und schiebe ich deswegen die Mittheilung anderer Be-
obachtungen noch auf, um sie dort einzuflechten, wo ich sie gemacht habe.
Yielleicht ist Yieles nur yon lokalem Werthe; und so kehre ich denn nach dieser
Abschweifung über die Bewohner des Landes, in deren Mitte wir die folgenden
Tage verlebten, wieder zu der Beschreihung der Reise zurück.
Ein Baumstamm mit eingehauenen Stufen führte zu einer alluvialen Ufer-
terrasse, welche derzeit 7 Meter über dem Niveau des Flusses lag, hinauf;
in der Regenzeit ist die Letztere aber so weit überschwemmt, dass die Bewohner
Koffiekamps mit ibren Boten bis in den Wald hinein fahren. Deswegen liegt
aucb das Dorf ziemlich weit landeinwarts vom Flusse entfemt, und aus gleichen
Grimden befindet sich ebenfalls im oberen Flusslaufe fast keine Ansiedlung in
unmittelbarer Nahe des Stromes der Trockenzeit.
Wir schlugen den bübschen Wald weg zur Niederlassung der Buscbneger ein
und Kirchengesang tönte uns entgegen, denn Koffiekamps) ist...”
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“...jeden
Augenblick sinken, wahrend die Insassen sich trotzdem ganz ungehindert darin
bewegten, da sie von Jugend auf mit der Gleichgewichtslage des Fahrzeugs bekannt
sind. Wir vermochten indessen keineswegs den Anforderungen, die an unser
Balancirvermögen gestellt wurden, zu genügen, und oft schlug das Wasser bei
einer ungeschickten Bewegung über Bord, so dass Einer der Neger bestandig seine
Kalabasse zum Ausschöpfen gebrauchte. Aber wohlbehalten gelangten wir bis in
die unmittelbare Nahe des 2 Meter hohen Falies, dem die Schwarzen eine hohe
Yerehrung zollen. Sie-wollten deswegen auch durchaus nicht zugeben, dass ich hier
von meinem Hammer Gebrauch machte,') aber nach langem Hin- und Herreden
erklarten sie sich damit einverstanden, wenn erst dem Flussgotte geopfert werde.
1) 80 erzahlt auoh Scbomburgk, dass er bei den Stromscbnellen von Warapnta am Essequibo die
Indianer nicht dazu bewegen konnte, Steine abzuschlagen. Hier waren in den Felsen Zeichnungen
vorhanden, die dem grossen Gleiste...”
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“...Oftmals befinden sich zahlreiche solcher Löcher in der Uferterrasse, ganz so wie im Di-
luvium Europas. Bisweilen bemerkt man auch einen weissen Reiher (Ardea candidissi-
ma Gm. ?), aher im allgemeinen sind die Klippen nur von sehr wenigen Yögeln besucht.
Der Wald erreicht ungeheure Dimensionen. Mir fehlt jeder Maasstab zur
Schatzung seiner Höhe, aher Herr Cateau van Rosevelt giebt an, dass sie stellen-
weise 80—90 Meter betrage, und die Herren Benjamins und Loth maassen den
Abstand vom Boden bis zu den ersten Zweigen einer hohen Busch-Tamannde
(Mimosa guianensis) einmal zu 45 Meter. In diesem gewaltigen grünen Meere,
welches die ganze Gegend, nur unterbrochen von den Wasserlaufen unddenwin-
zigen Niederlassungen der Menschen, bedeckt, ist Alles und Jedes gigantisch ent-
1) Die ersten Ampullarien sah ich auf Klippen, die ein wenig oberhalb Koffiekamp im Flusseent-
blösst lagen. Herr M. M. Schepman bestimmte zwei Arten dieser Gattung als A. canaliculata Lam.
und A. sinamarina Brug., wahrend...”
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wickelt. Da sieht man oftmals die runden Kuppeln der Waldriesen bedeckt mit
handgrossen, dunkelrothen Blüthen, welche jedes Grün zu verdrangen trachten und
Zierpflanzen gleicb aus dem Gebüsche hervorragen, oder weissblühende, mehrere
Meter lange Rispen und Trauben, welche wie Teppiche angehauft hoch oben im
Walde liegen; an viele Meter langen Stielen hangen grosse Früchte von Papilio-
naceen über dem Wasser; sie gehören dem bijlhout (Eperua falcata)') an, welches
seinen Namen dem Umstande verdankt, dass die Schote nach Art eines Neger-
Hackmessers am Ende gekrümmt ist. Palmen nehmen in grosser Zahl an der Bil-
dung des Unterholzes Theil, darunter vor allem maripa (Maximiliania regia),
ferner paramakd und eine nur 5 Meter hohe, mit vielen weissen Ringen versehene
Art, welche die Neger Jcamina nannten.1 2 3) Da wachst auch der Ruderhaum (As-
pidosperma excelsum), dessen Stamm den Eindruck macht, als ob er aus vielen
schlanken, in- und durcheinander gewachsenen Baumchen bestande. Grosse...”
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19 |
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“...oberen Flusslaufe ist es nicht
möglich durch die dichten Walder von Einem Strome zum anderen über Land
zu gehen. Hollandisch kannten dieselben Neger nur dem Namen nach. Sie be-
mühten sich vergebens, uns einige Worte nachzusprechen.
Langahuku lag nur 5 Meter über dem Niveau des Flusses.
7 April. Yon Langahuku aus setzten wir unsere Reise zunachst langs dem
linken Flussufer fort und begegneten bis zum Dorfe Komoso, welches gegenüber
Sakkepratti gelegen ist (nicht auf der Karte Rosevelts verzeichnet), nur einzelnen
Klippen; dann schlugen wir die Fahrstrasse zwischen genanntem Eilande und den
kleineren Insein, welche nahe dem linken Flussufer sich befinden, ein und trafen hier
wieder zahlreiche abgerundete Felsen an, welche stellenweise bis zu 5 Meter über
das Wasser hervorragten. Noch stets sind aber die Ufer ganz flach, und seitdém
Sarakreeke sahen wir nirgends auch nur eine unbedeutende Anschwellung des Bodens
zu Seiten des Stromes. Erstaunt waren wir, einzelne Exemplare der Pallisadem-
10...”
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“...der Bewobner dasselbe am rechten Ufer doch nur einige Wegstunden
weit entfernt sein, wahrend man vom linken Ufer aus landeinwarts gehend andert-
halb Tagereisen gebrauche, um zu gebirgiger Gegend zu gelangen.
Kapua liegt 8 Meter über dem Niveau des Flusses und, da die Ufer steil
sind, nur wenig vom Wasser entfernt, auf sandigem Boden, dem Aerwitterungs-
producte des dort anstehenden Gebirges.
8 April. Zwischen Kapua und Toledo nimmt das Gefalle des Stromes sehr 1
rasch zu; es befindet sich hier eine ganze Reihe von prachtigen Wasserfallen,
welche das Fortkommen bisweilen recht erschweren. Anfangs trafen wir, an der
rechten Seite der Insel Biriudü hinfahrend (es liegt auf ihr der Ort Hansesanti)
zwar noch offenes Fahrwasser, aber bald darauf versperrte ein etwa 3 Meter hoher
Absturz, welcher quer den Fluss durchsetzt, den Weg. Der Wasserfall, welcher
am linken Flussufer darüber hinstürzt, tragt den Namen Kotipau und findet strom-
einwarts seine Endigung in einer kleinen Insel, um sich an...”
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