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“...verdankt, dass die Schote nach Art eines Neger-
Hackmessers am Ende gekrümmt ist. Palmen nehmen in grosser Zahl an der Bil-
dung des Unterholzes Theil, darunter vor allem maripa (Maximiliania regia),
ferner paramakd und eine nur 5 Meter hohe, mit vielen weissen Ringen versehene
Art, welche die Neger Jcamina nannten.1 2 3) Da wachst auch der Ruderhaum (As-
pidosperma excelsum), dessen Stamm den Eindruck macht, als ob er aus vielen
schlanken, in- und durcheinander gewachsenen Baumchen bestande. Grosse Mal-
venblüthen blieken zahlreich aus dem Gebüsche; Lianen hangen in ungezahlten
Mengen umher, hier dem Takelwerke eines Schiffes gleichend, dort durch sin-
kende Baume horizontal gespannt und diese vor dem völligen Sturze hewahrend.
Weissen Schleiern gleich liegen die mehrere Meter langen Gewebe von Spinnen
auf dem Grüne des Ufers; die Herren des Hochwaldes, darunter der Cottontree 8)
('Eriodendron anfractuosum) sind oft mit zahlreichen Beutelnestern des Cacicus
(hier dono genannt) behangen. Die grösste...”
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“...„wohin” und haben selbst nicht die mindeste Eile vorwarts
zu kommen. Das sieht man vor allem an ihren Begrüssungen. Da kommt viel-
leicht ein Bot mit fünf Insassen; es steuert sofort auf uns zu, lasst langsam
nach, da unsere Leute selbstredend das Gleiche thun, und jetzt beginnt Jeder
der fünf Insassen jeden Einzelnen von uns zu grüssen, der Reihe nach. Ebenso
sollte von unserer Seite der Gegengruss zurückgegeben werden, und da wir mit
je 6 Personen in zwei Korialen sassen, so ergab dies zwei Mal dreissig Grüsse
und Gegengrüsse. >) Wenngleich wir selber der Sache überdrüssig wurden, so
thaten doch unsere Buschneger der Etiquette stets Genüge und unsere Geduld
wurde oft auf eine harte Probe gestellt, zumal die Sprache sehr langsam und
gedehnt ist. Tiiio lautet die Anrede (tia für eine Prau) und taangi Tiiio lautet
der Dank des Gegengrusses; jetzt folgt eine Erzahlung unserer Leute, von
vielfachen Interjectionen der Zuhörer unterbrochen, unter denen só-leeeti (für-
wahr) und i-aaa-i (ja)...”
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“...deutet und auf einen kleinen Unfall beim Ueberschreiten des Wasserfalls hinzu-
weisen scheint.1) Unmittelbar vor Akunkun ist das Fahrwasser ebenfalls offen nnd
es bleibt oberhalb desselben gleichfalls so bis in unmittelbarer Nahe von Kapua.
Dort liegen wieder machtige, flach gewölbte Felsen von grosser Ausdehnung im
Flusse, der natürliche Wasch- und Trockenplatz für die Einwohner des Dorfes,
welche eifrigst bei der Arbeit angetroffen wurden.
Die Fahrt verlief ohne besonderen Zwischenfall. Nur Ein Mal machte bei
Pitipratti ein alter Neger, welcher sich Major nannte und dem Geschlechte des
Granmann angehörte, den Yersuch uns aufzuhalten. Obwohl der mit einer scheuss-
lichen Krankheit behaftete Mann allein im Koriale sass, so hatten doch unsere
Leute einen grossen Respect vor ihm und wurden sehr kleinlaut, als er schalt,
dass wir sein in der Nahe befindliches Dorf passirt seien, ohne ihm unsere Auf-
wartung zu machen. Er war wohl nur erzürnt, dass ihm die Gelegenheit ein Ge-
schenk zu erhalten...”
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“...Hydrochoerus capybara, in Empfang, welches
wir bei der Hinreise gekauft und wofür die Neger durchaus die Bezahlung nicht
hatten annehmen wollen, bis sie es auch wirklich uns ausgehandigt haben würden;
ein Betragen, welches durchaus im Widerspruche zu den Schilderungen steht die
Einem in Paramaribo bisweilen von den Buschnegern gemacht werden. Dann setzten
wir bald die Fahrt weiter fort.
1) Schomburgk verlor einmal in Englisch-Guiana beim Passiren der Stromschnellen werttivolle
Sammlungen, ein anderes Mal Einen seiner europaischen Begleiter beim Hinabfabren eines
Falies. (1. c. pag. 155 u. 268).
2) In der Eegenzeit passiren die Neger sogar den Gidibofall ohne das Bot zu verlassen.
11...”
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“...165
lm Thale liegt die Stadt ganz vor unseren Blieken ausgebreitet, in ihrer Um-
gebung viele, schlanke Weiden (Salix Humboldtiana), die unsern Pappelnim Ha-
bitus gleichen, und an den Ufern des Guaire siebt man ausgedehnte, lichtgrüne
Maisfelder, welche fur die Gewinnung von Pferdefutter angepflanzt werden und
viele Kaffeepflanzungen verdrangen. Die Pflanze kann vier Mal im Jahre geerntet
werden und ist deswegen sehr vortheilhaft zu bauen, zumal sie selbstredend für
die Erzielung des Futters nicht regelmassig gepflanzt zu werden braucht und so-
mit wenig Arbeitskrafte erfordert.
Ueber den Calvario lauft auch die 45 Kilometer lange Wasserleitung, welche
Caracas versorgt. Das Wasser wird in einem offenen Graben von einem Punkte
oberhalb Las Ajuntas hergeleitet, aus dem Macarao, welcher mit dem San Pedro
zusammen den Guaire bildet. Folgt man dem Thale des letztgenannten Flusses, so
gelangt man in kurzem nach Antimano, einem freundlichen Dorfe, welches durch
eine im Bau begriffene, 10 Kilometer...”
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