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“...berichten, denn so interessant es für mich war einen Theil des nörd-
lichen Sternhimmels hernieder -- und die südlichen Sternbilder emporsteigen zu
sehen, zu beobachten wie die Mondsichel ihre aufrechte Stellung mit der liegenden
vertauschte, den immer wechselnden Formen der Wellenbildung und der Wolken
so wie der gleich mannigfaltigen Farbung von Luft und Wasser zuzuschauen,
zu empfinden wie die winterliche Kalte der Heimath allmahlig unserer Früjahrs-
und Sommerwarme und endlich dem tropischen Klima Platz machte — so sind
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“...Eebenflusse des Surinam durch die Bil-
dung der jüngsten Alluvionen herabgesunken ist. In einer früheren, geologisch
kaum verflossenen Periode war das Yerhaltniss des Commewijne zum Surinam
das gléiche, wie es jetzt dasjenige von Sarammacca zu Coppename und von Mckerie
zu Corantijn ist.
Bramspunt war mit einem halb verbrand ten Walde bedeckt. Fischer sollen
am Ufer des Meeres haufig durch unvorsichtige Behandlung ihres Feuers den Anlass
zu Branden geben, doch erreichen dieselben in dem feuchten Klima selten einen
grosseren Umfang und sind meist so ungefahrlich, dass ich spater von Paramaribo
aus mehrere Tage lang eine Flamme im Walde des gegenüberliegenden Ufers...”
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“...bedingt ist. Dieser Tbeil ist
der vornehmere und tragt einen von den ausseren Stadttheilen wesentlich verschie-
denen Charakter. Hier stehen die Wohnungen, welch» durch ihre Bauart eben-
sosehr an Holland erinnern -wie die Canale, dicht gedrangt, durch keinen Garten
geschieden; ebenso wie es bekanntlich auch in dem alteren Batavia der Fall ist,
dessen beengte Raume indessen langst von den Europaern mit luftigeren Wohnsitzen
vertauscht sind. Man ist verwundert, die unschatzbaren Yortheile, die das Klima
bietet, sö wenig ausgenutzt zu sehen, denn mit Ausnahme der „Waterkant,” welche
einzehne Galerien und viele Balkons besitzt, vermisst man solche Anlagen tast
überall.
Freilich wird dieser Uebelstand zum Theil durch die grossen Hofraume und
kleinen Garten ausgeglichen, welche sich an der Rückseite der Herrenhauser
ausdehnen und welche, bisweilen mit mehreren Nebengebauden besetzt, den in
dienetlichem Yerhaltnisse zum Eigenthümer stehenden Leuten zum Aufenthalte
dienen. Eine besondere Thür bildet...”
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steigern wird. Ob dieselbe indessen der Colonie in nachstliegender Zeit zum Segen
gereichen wird, scheint mir mehr als zweifelbaft, da das mörderische Klima keinem
Europaer gestattet in den Goldfeldern zu arbeiten, in denen sogar mancher Neger
dem Fieber erliegt. Die Einwanderung von Weissen als Pionieren einer künftigen
Cultur ist deswegen von vomherein ausgeschlossen und nur der Neger oder höchstens
noch der Kuli werden bei der Goldgewinnung direct sich betheiligen können,
schlecht überwacbt von den Eigenthümern, die nur ausserst selten Gelegenheit und
Kraft linden dürften, ihre Untemebmungen selbst zu besichtigen, gescbweige denn
zu leiten.
Man moge Mittel finden, die Erreichung der Goldfelder zu erleichtern,
die ungeheuren Walder mehr und mehr zu lichten, dem Boden in besser über-
legter Weise, als jetzt geschieht, seine Schatze abzugewinnen, so kann durch dies
Alles freilich dem Einzelnen Reichthum erwachsen, aber eine Cultur des Landes,
in gleichem Sinne, wie sie in Californien...”
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“...erfassen
und werden dadurch auch dem Begreifen der christlichen Lehren naher gefiihrt.
Wie froh leuchtete das Gesicht dieses oder jenes jungen Mannes auf, wenn
wahrend des Unterrichts etwas erwahnt wurde, was auch in seiner Erinnerung
noch eine Saite erklingen liess, oder wenn er gar noch im Stande war, einer
schwierigen Multiplication (etwa 3 X 4) zu folgen!
Um 11 Uhr morgens sagten wir dem gastlichen Hause des Herrn Raatz lebe-
wohl, nicht ahnend dass Letzterer alsbald als Opfer seines Amtes dem Klima er-
liegen sollte, und fuhren von Ganseè wieder fort, geleitet von den Buschnegem,
welche uns noch bis zum Sarakreeke bringen mussten, aber unter Benutzung unseres
Fischerbotes. So klein das Fahrzeug war, so kam es uns im Gegensatze zu den
Korialen, die wir tagelang hatten verwenden müssen, doch ungemein geraumig
vor; zudem war das Fahren darin nicht so sehr ermfidend. Denn die grossteUn-
bequemlichkeit der Koriale besteht in dem fortwahrenden Balanciren, zu dem das
schwankende Fahrzeug den Insassen...”
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“...welche
tiefe Nischen zwischen sich lassen und sich am Boden mit den tafelförmigen, weit
hinkriechenden Wurzeln yereinigen. Luftwurzeln hangen in grosser Zahl und yon
1) Die haufig ausgesprochene Behauptung, dass die tropischen Vögel nicht so schön Bangen, wie
die unsrigen, habe ich nicht bestatigt gefunden. Die Leistungen der Sanger steigern sich aber in
den Tropen nicht im gleichen Maasse mit der Ueppigkeit der Natur und deswegen beachtet man
den bescheidenen öesang nicht bo sehr wie in unserem Klima. Dies allein vermag leh als die Ur-
sache der falschen Angaben anzusehen....”
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“...Geschmacke wenig; sie sind für ihre Kleinheit viel zumassivund dabei ohne jeg-
lichen Stil gebaut, was sich Alles noch ertragen liesse, wenn nicht einzelneder-
selben die einfache, weisse Farbe verschmahten und sich in ein auffallend buntes
Kleid gesteckt hatten oder auch durch verschiedenfarbige, in steife Figuren arige-
ordnete Dachziegel anspruchsvoll dreinschauten. Uebrigens halt man sehr auf Rein-
lichkeit und ist die innere Ausstattung der Raume bei aller Einfachheit doch sehr
anmuthend, dem Klima entsprechend.
Ausser Oranjestadt besitzt Aruba noch ein zweites, kleineres Dorf, Santa Cruz
genannt, welches etwa eine Wegstunde weit östlich von Ersterem und jenseit des...”
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“...nachzuahmen und den Bedürfnissen des Klimas anzupassen, und
so hat er ein einstöckiges Gebaude errichtet, gekrönt von einem schwerfalligen
27 Meter hohen Thurme, der seine Umgebung zu erdrücken droht. Die schwere
Mauermasse zeigt nichts von dem Emporstreben eines organisch gegliederten, gothi-
schen Kunstwerkes; es fehlt der Nachahmung jede Durchgeistigung und jedes
Verstandniss, so dass die Fenster und Yerzierungen fast den Eindruck einer
falschen Signatur machen. Warum greift man in diesem Klima nicht passender
auf die maurischen oder griechischen Yorbilder zurück? Der ïfationalstolz des
Yenezuelanen könnte gewiss in der Baukunst ein würdigeres Arbeitsfeld finden,
als er bis jetzt darin gesucht, wenn er originelle Entwicklung einer unvollkommenen
Wiedergabe europaischer Muster vorziehen wollte.
Prunkvoll ist auch die innere Ausstattung der öffentlichen Gebaude. Der
Raum, in dem die Promotion der Studenten stattfindet, gleicht eher dem Empfangssaale
eines Fürsten als einem dem Dienste...”
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