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“...auf,
sorgsam nach einem Abfalle ausspahend und bisweilen einen klagenden Ton aus-
stossend. Dann wieder machten sie sich auf der Oberflache des Meeres einen Raub
streitig und blieben weit zurück, ihn zu verzenren oder auch schwimmend aus-
zuruhen. Sie waren mir stets eine angenehme Gesellschaft und die fromme Einfalt
der Seeleute, welche nicht gestattet Einen der Yögel zu tödten, ist mir durchaus
verstandlich.
Ueberrascht war ich, auch an den folgenden Tagen, nachdem wir bereits
die Azoren weit hinter uns gelassen, stets noch vereinzelte, grössere Yögel,
anscheinend alle Moven, fliegen zu sehen, um so mehr als dieser Theil des
Oceans kaum von Schiffen befahren wird. Ausser ihnen erblickten wir von Yögeln nur
noch den kleinen, im Fluge einer Schwalbe durchaus gleichenden Sturmvogel,
die malavista der Spanier (Procellaria pelagica), unfem der genannten Inseln.
Bei ruhiger Dünung und fast glatter Oberflache des Wassers begegneten uns
am lQten December in betrachtliehem Abstande von den Azoren...”
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“...Bodens fehlt, und ohne die hohe Waldung des Ufersaumes
würde es kaum einen anderen Eindruck machen, als den einer ausgedehnten Sand-
bank. Langsam lösen sichjetzt aus dem fernen Waldesrande die einzelnen höheren
Baume heraus, mehr und mehr nimmt der dunkle Streifen eine bestimmte Gestalt
an und endlich, beim Leuchtschiffe angelangt, lasst sich bereits eine Fülle von
Einzelheiten der Yegetation erkennen. Man sieht Bramspunt an der rechten Seite
des Surinam zungenförmig nach Westen yorspringen und hinter ihm das linke
Ufer des Flusses, welches weiter entfemt und so minder deutlich hervortretend
die Grenze zwischen beiden Uferlinien scharf markirt. Denn die Einfahrt liegt
nicht in voller Breite vor uns, da der Surinam sich an seiner Mündung nach
Hord westen wendet, eine Folge der Ablenkung, die er durch die nach West
gerichtete Meeresströmung erfahrt.
Dieselbe Richtung nimmt auch die Mündung des Coppename, wahrend Nickerie
und Saramacca in ihrem untersten Abschnitte fast genau von Ost nach West...”
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“...25
noch eine getreue Copie der Karte, welche Herr Cateau van Rosevelt vom Flusse
Surinam angefertigt hat und die von Herrn Loth meisterhaft reproducirt worden
war. Diese Originalkarte, welche uns von ungemein grossem Nutzen war, ist im
Maasstabe von 1 : 100000 gezeichnet; eine Copie, im Maasstabe von 1 : 200000 wurde
im Jahre 1882 publicirt, ') steht aber an Sauberkeit der Ausführung weit hinter
dem Originate zurück; sie diente uns zum Eintragen von Notizen.
Endlich war das letzte Stück Gepack untergebracht und konnte unser Fischer-
bot an der kleinen Dampfbarkasse befestigt werden, welche uns so bald wie
möglich den Fluss hinauf in dasjenige Gebiet bringen sollte, in dem eine geolo-
gische Untersuchung lohnend zu werden versprach. Der untere Lauf des Surinam
mit seinen alluvialen Sand- und Lehmablagerungen besitzt für den Geologen
namlich nur ein untergeordnetes Interesse, wie mir nicht nur aus den verdienst-
vollen Untersuchungen des leider zu früh verstorbenen Yoltz bekannt war, sondern...”
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“...bestiegen den Gipfel des blauen Berges (auf der Stedman’schen
Karte auch Parnassus genannt), welcher 85 Meter hoch ist und von wo aus man
einen prachtigen Ausblick in die Runde hat, da die Kuppe gleich demPussedes
am jenseitigen Ufer gelegenen Pilatus durch Abbrennen stets frei von Baumwuchs
gehalten wird. Man benutzt die kahlen, rasch von Grasern wieder bedeckten
Flachen als Weideplatze für vortreffliches Yieh.
Blickt man nach Südosten, so sieht man fiinf flache Gebirgskamme coulissen-
artig Einen hinter dem Andern sich erheben. Eine scharfe Krümmung, welche der
mit zahlreichen Sandbanken besetzte Pluss kurz oberhalb Bergendaal macht, ent-
zieht seinen Lauf bald den Augen , und wohin man schauen mag, nirgends sieht
man in einiger Entfernung noch etwas Anderes als das unendlich ausgedehnte,
grüne Meer des Waldes1), welches sich auch nach Norden, flussabwarts in unab-
sehbare Fernen verliert und hier keine Anschwellung des Bodens mehr erkennen
lasst. Denn obwohl es bekannt ist, dass kleine Erhebungen...”
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“...wohlgemuth
zum Landungsplatze hinab, wo auf Stöcken im Wasser eine Reihe von Termiten-
nestern stand, deren Insassen den Hühnern und Enten zur Nahrung dienen.
In grossen Scharen flogen am Ufer die braune, gelb und schwarz gefleckte
Mechanitis mneme L. und ebenso viele Exemplare von Ithomia giulia Hew. und
I. ninonia Hübn. umher.
Das Strombett tragt bereits einen anderen Charakter; zusammenhangende
Klippen bilden Barrièren, welche es fast der ganzen Breite nach einnehmen; so
schon unmittelbar hinter dem Cederkreeke und weiter aufwarts vor allem bei
Brokopondo (gebrochene Brücke), denn hier beginnen die Stromschnellen.
Wir spürten die Zunahme des Gefalles mehr als uns lieb war, denn wenn
auch die bisherige Fahrt durch das seichte Flussbett oftmals sehr erschwert wurde,
so hatten wir doch noch niemals mit der Ge walt der Stromschnellen zu ringen
gehabt. Alle Anstrengungen, das Bot durch Rudern vorwarts zu bringen, waren
vergeblich, und hatten wir endlich 1 bis 2 Meter an Feld gewonnen, so...”
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sie uns imponire. Er trug einen tadellosen Cylinder mit ebenso tadelloser Silber-
tresse und orangefarbener Cocarde, eine elegante, weiss leinene Hose und einen
ebenfalls weissen, mit grossen, blauen Blumen bedruckten Kattunrock ohne Schösse;
seine leinenen mit Leder besetzten Schuhe und sein moderner Kegenschirm liessen
auch nichts zu wünschen übrig. Hinter ihm drein kam sein Minister, in schabiger
grauer Leinenjacke, ohne jegliches andere Kleidungsstück und mit dem Kapp-
messer, welches der Neger stets mit sich führt; dann folgte der Sohn des Capitans,
völlig nackt, aber doch an allen seinen Bewegungen und an dem schonen Obia,
der seinen Hals zierte und mit langer Quaste hinten bis zum Kreuz reichte, als
Edelmann unter seines Gleichen erkennbar. Dieser begleitete uns auf unserer
ferneren Wanderung, wahrend wir uns vom Capitane nach kurzem Grusseverab-
schiedeten, um ihn am Abend in Koffiekamp wieder zu erwarten.
Es liegen in dieser Gegend ausser Koffiekamp noch drei andere Dörfer,...”
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“...gar ein Yortheil, da die Neger niemals thun, was sie sollen, und sich
öfter weigerten, dort Halt zu machen, wo wir es verlangten. Wahrend das Bot
im Wasser so gut wie möglich transportirt wurde, konnte ich die Zeit auf den
benachbarten Klippen zur Untersuchung der Gesteine verwenden.
In der Mittagsstunde machten wir im Koriale einen kleinen Ausflug zum
Arusabanja-Falle. Das Korial war gerade gross genug, um uns alle vier nebst den
beiden uns begleitenden Buschnegern aufzunehmen, wenn wir dicht hinter einander am
Boden kauerten, wobei dann allerdings sein mittlerer Seitenrand nur etwa noch zwei
Fi&ger breit über das Wasser hervorragte. Pür einen Buschneger ist solche Ladung
nun zwar nichts Besonderes, denn oft begegneten uns nachher Koriale, welche
der Art mit Menschen bepackt waren, dass wir glaubten, sie müssten jeden
Augenblick sinken, wahrend die Insassen sich trotzdem ganz ungehindert darin
bewegten, da sie von Jugend auf mit der Gleichgewichtslage des Fahrzeugs bekannt
sind. Wir vermochten...”
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“...befestigt gewesen, so hatten
wir unstreitig viel Nutzen davon gehabt. Leider lockerte spater der Wind die
schlecht befestigten Stabe so sehr, dass die Yorrichtung am Ende der Reise fast
ganz unbrauchbar wurde. Jedem Reisenden aber, der den Oberlauf der Flüsse be-
fahren will, möchte ich dringend anempfehlen, sich in Paramaribo mit Korialen
zu versehen, auf denen sich ein solide befestigtes, wenn auch noch so kleines Dach
befindet.
In jedem Koriale nahmen drei Neger Platz, zwei vorne und Einer hinter dem
Dache des Botes; ausserdem nahmen wir je Einen der von Paramaribo mitge-
brachten Leute mit uns, darunter den Koch, und je zwei unserer Gesellschaft
stiegen in jedes Korial ein. Das Fahrzeug trug somit sechs Insassen und war damit
reichlich gefüllt, so dass nur die allernothwendigsten Gegenstande an Kleidung und
Esswaren mitgenommen werden konnten.
Urn 8i/a Uhr setzten wir uns in Bewegung, anfangs langsam, dennkurz ober-
halb Gansee holte Einer der Buschneger ein Blasinstrument hervor und...”
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“...Ecke), einem kleinen, armlichen,
in der Karte Rosevelts noch nicht verzeichneten Dorfe, welches am rechten
Flussufer, etwas unterhalh der Mündung des Marowijnekreeks gelegen ist und
für heute das Ziel unserer Reise war.
Wir begrüssten, wie stets, zunachst den Capitan des armlichen Wohnsitzes;
dann folgten auch unsere Buschneger, in ihre besten Tücher gekleidet, auf den
Köpfen die viereckigen Körbe (jpagdl genannt), aber ohne Messer, ohwohl sie
sich doch bei ihren Stammverwandten befanden. Einer hinter dem Anderen kamen
1) Ganz ahnlich schildert auch Sohomhurgk eine BegrÜssung bei den Arowakken am Berbice,
welche „mindestens eine halbe Stunde” wahrte. Auch hier wurde jeder Ankömmling yon jedem
Bewohner des betreffenden Dorfes einzeln gegrüsst (1. o. pag. 287).
2) Bs ist dies wahrscheinlich dieselbe Pflanze, welohe Rappier als Lacis anführt (Holl. Guiana.
pag. 312)....”
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“...Wanderung
bis auf die Höhe des benachbarten Gebirges gemacht; heute unternahmen wir einen
grosseren Ausflug zu einer Goldwascherei, wobei der erwahnte Weg nochmals
zurüekgelegt werden musste, den ich deswegen bei der Beschreibung des 12ten
April überging.
Die sonnige Uferterrasse mit ihren prachtig blühenden Passifloren, an denen
Surinam so reich ist, ihren zahlreichen, bunten Schmetterlingen, ihrem lieblichen,
den Morgen begrüssenden Yogelgezwitscher *) und dem lachenden, frischen Grun
lag kaum hinter uns, als uns auch schon das Dammerlicht des Hochwaldes, in
dem der Tag sich seinem Ende zuzuneigen schien, umfing. Ein grösserer Gegensatz
ist kaum denkbar, als dieser plötzliche Wechsel, wenn man yom Flusse herkom-
mend ein wenig tiefer in die Waldung eindringt. Statt der grollen Sonne nurhin
und wieder ein yerstohlen durchfallender Strahl, statt des dichten Grünes graue
himmelanstrebende Baume, umschlungen und yerbunden durch unzahlige Lianen,
welche bald Schlangen gleich sich urn die Stamme...”
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“...geringer, und so reicben noch heute ihre Aus-
laufer dort ins Wasser hinein, indem sie zwischen sich entweder niedrige,
dreiseitige Thaler von geringer Ausdebnung einschliessen, in denen die Plantagen
gelegen sind, oder die Yeranlassung zur Bildung schmaler, tief eingreifender
Buchten geben, welche einen gelappten Umriss der Insein an der dem Caribiscben
Meere abgekehrten Seite bedingen. 80 bieten sich denn beim Passiren der Bocas
die mannigfaltigsten Bilder. Coulissenartig springt Eine Felswand hinter der anderen
hervor, bald den Eindruck hervorrufend, als hingen die betreffenden Insein zusammen
und ware die schmale Durchfahrt versperrt, bald wieder durch die Thatigkeit des
Meeres an einem Punkte so weit zernagt und unterbrochen, dass man eine Meeres-
strasse zu sehen glaubt, wahrend eine niedrige Barrière noch die Bruchstücke
eines der erwahnten , niedrigen Höhenrücken verbindet. Besonders schön ist
Letzteres bei Huevos wahrzunehmen, welches an Einem Punkte fast völlig in
zwei Halften zertheilt...”
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“...commerciellen Interessen,
unglaublich öde und eintönig für den Naturfreund; nackte Felsen, von der Brandung
der See umspült, ein sandiger Strand mit einigen Cocospalmen, das ist Alles was
hier durch die Natur dem Beschauer geboten wird. Dann fuhren wir langs der Ko-
rallenriffe, welche das südwestliche Ufer der Insel umsaumen, und sahen aufein
niedriges Küstenland, vielfach mit Aloë bestanden und bisweilen mit kleinen Hau-
sern besetzt, deren weiss getünchte Mauern uns freundlich anschauten. Hinter ihnen
erhob sich das Gebirgsland, welches an die Nordküste der Insel stösst, darunter
der Jamanota und Arie Kok, und spater kam auch der in seiner Form einem Vul-
kane ahnelnde Hooiberg in der Nahe der Stadt zu Gesicht.
Da waren wir auch schon im Hafen und nicht lange nachher am Steiger, wo
unsere Mitpassagiere vom Amtsvorstande (gezaghebber) Arubas empfangen wurden, der
spater auch uns obdachlosen Reisenden am Abende und für die erste Nacht gastfreies
Quartier anbot. Gerne machten wir davon...”
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“...ihnen sich ausbreitet, tragt nur ausserst sparlichen Pflan-
zenwuchs und seine eintönige Farbung wird mehr durch den blaugrünen, glanzen-
den Rücken grosser Eidechsen (blausana) als durch das Yorkommen von Gewach-
sen belebt. Wir wenden deswegen die schmerzenden Augen gerne auf dem schatten-
losen Wege vom Boden ab.
Zur Mittagszeit befanden wir uns an der spanischen Lagune, in der Nahe der
Südwestküste der Insel, wo uns eine reiche Fundstatte yon Petrefacten fesselte und
auf dem alluvialen Boden hinter der Lagune luden uns ein paar Cocospalmen
durch ihren Schatten zur Rast ein, wenn auch der Versuch, unter ihnen an der
Erde zu liegen und die Glieder zu strecken, durch den steinigen, mit ausserst
dünner Pflanzendecke bekleideten Boden vereitelt wurde. Unsere Kisten wurden
abgeladen; sie dienten uns, wahrend die Thiere zur Tranke geführt wurden, als
Sitz und die Palmenfriichte lieferten einen erquickenden Trank, dessen Genuss uns
nicht einmal durch den Gedanken geschmalert wurde, dass wir uns...”
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“...die Thiere gut und reichlich zu füttern, so ist
doch der Begriff der Sattigung und des „Genug” bei den Arubanern ein sehr eigen-
thümlicher, sobald es einen Esel gilt, und „poco, poco" rief unser Führer, wenn der
Diener den YeTsuch machte, die Handvoll Mais noch mit ein paar Körnern zu
bereichern. Hunger hattè auch das Federvieh im Hofe, Hunger hatten die Einge-
borenen, Hunger hatte die ganze Natur.
Am Morgen dieses Tages besuchten wir die Tropfsteinhöhle, welche kaum hun-
dert Schritte weit hinter dem Hofe von Fontein gelegen ist. Sie ist durch das Meer...”
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“...zahlreiehe Eidechsen sowie eine Klapperschlange
wurden gefangen. Die Ersteren wussten unsere Neger sehr geschickt mittelst einer
Haarschlinge, welche nach Art einer Angel an einem kleinen Stöckchen befestigt
wurde, zu erhaschen ; denn die Eidechse liess sich die geraumige, feine, sie nicht
berührende Schlinge leicht um den Hals legen und ein rasches Emporschnellen
des Stockes zog diese zusammen. Die Crotalus-Art fing ein von der Küste von
Marakaybo stammender Indianer, indem er ihr einen Gabelstock hinter den Kopf
steckte und das Thier so gegen den Boden klemmte. In den hohlen Ast eines
grossen Cactus (Cemes), welcher an Einem Ende geschlossen war, wurde dann
die Giftschlange genöthigt hineinzukriechen, und so liess sie sich nach Schlies-
sung der zweiten Oeffnung leicht transportiren und lebend in einen Kasten bringen.
Abends tanzten zwei unserer Bursche den sogenannten tambür, indem der...”
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“...Stück
264 Kgr.
3.150 „
46.924 „
6.421 HL.
24.700 Stück.
Die Einwohnerzahl von Bonaire betrug 4031,, und so weit mein Urtheil auf
Grund des kurzen Aufenthaltes daselbst reicht, befinden sicb unter dieser noch
minder Weisse als auf Aruba. *) Unter der gefarbten Bevölkerung begegnet man
wieder Leuten, die dem auf letztgenannter Insel herrschenden Typus entsprechen,
Mischlingen von Indianern und Negern, bei denen der indianische Ausdruck der
überwiegende ist; aber diese Leute treten doch so sehr hinter die anderen Farbigen
mit vorwaltendem Negerblute zurück, dass ich ausserhalb Kralendijk überhaupt
keinem einzigen Mischlinge begegnet bin, der das straffe, blauschwarze Haar der
Indianer gezeigt hatte. Selbst bei Leuten mit hellbrauner oder kupferfarbener Haut
tritt der Negertypus in Gestalt und wolligem Haare hervor; auch trifft man
einzelne unvermischte Repraesentanten der afrikanischen Rasse. Es besteht also
im allgemeinen das umgekehrte Yerhaltniss unter den Mischlingen von Aruba und
Bonaire...”
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“..., scharf kantige Kalkblöcke, welche, von Pflanzenum-
schlungen, diesem Punkte einen eigenthümlichen Reiz verleihen. Noch eigenthüm-
licher ist indessen der Bliek auf Fontein selbst, welches wie eine Einsiedelei oben
an dem steilen Absturze eines Kalkplateaus nach der Seeseite hin gelegen ist und
nur nach dem Ersteigen einer hohen, den ermüdeten Gliedern endlos erscheinen-
den Treppe erreicht werden kann. In den abenteuerlichsten Formen liegen die Kalk-
blöcke über und neben einander, vor und hinter dem Hauschen; ihre graue Farbe
und zerrissene Oberflache mit sparlichem Pflanzenwuchse versehen und so in voller,
kal ter Schönheit dem Blicke dargeboten. Erfrischend wirkt daneben ein Baum-
garten, welcher mit Cocos und anderen Palmen-Arten bestanden ist und sich zu
Füssen der Wohnung ausdehnt. Freilich ist auch diese Anlage im Augenblicke
sehr dürre, denn es ist ein regenarmes Jahr, und selbst die Aloëfelder, welche in
einigem Abstande vom Hause auf der untersten Uferterrasse angelegt sind...”
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“...greifen seine Grenzen zwischen die Klippen des eruptiven Gesteines ein,
welches hier das Innere der Insel bildet, und aus seinem trocken gelegten, inneren
Theile ragen zahlreiche, kleine Inselchen hervor, bestanden mit Cactus und Di-
vidivi, welche sich wie eben so viele Bouquets aus der Feme ausnehmen uud
dem Reisenden stets neue Durchblicke mit immer wechselnden Formen vorführen.
Bald schliessen sie die Landschaft in kurzem Abstande bereits ab, bald sieht man
die Inselchen coulissenartig die Eine hinter der Anderen h'ervortreten. Ihr Fuss
1) Vorlauflger Bericht. TijdBchr. Aardrijkskdg. Genootsch. Ser. II. Deel II. pag. 474.
2) Yon Stifft. — ÏTaheres fiber diese Rapporte im geologischen Theile....”
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“...über die Insel belohnt; leider war
aber der Passat zü so heftigem Sturme angescbwollen, dass er uns, frei stehend,
fast umwarf und die genaue Peststellung von Compassdirectionen unmöglich
machte. Wir mussten uns deswegen mit der Höhenbestimmung zufriedenstellen.
Der Abstieg war bald bewerkstelligt, und unsere gelben, dürren Pferde
brachten uns in der Aussicbt auf Ruhe raseb nacb Hause zurück; aber so rasch
der Lauf auf dem abschüssigen Wege sein mochte, so war er doch kaum im
Stande, uns vor dem hinter uns drein stürmenden, leichten Fuhrwerke zu retten,
in welchem sieb ein Theil der Reisegesellschaft befand. In rasender Eile naherte
sich uns der leichte Wagen, dessen verrottetes Geschirr durch dünnen Bindfaden
und vorgesteckte Schwefelhölzer geflickt war, und dessen Pferd, wie gewöhnlich,
keinem Zügel gehorchte und sich ebenfalls nach Hause sehnte; nirgends war ein
Ausweg möglich, da dichte Cactuswaldungen beiderseits den engen Weg einschlos-
sen, und die Gefahr eines Zusammenstosses naherte...”
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“...Reihe mit Mangrove bekranzter Lagunen sich befindet, wahrend seewarts kleinere
Insein sich ihm anschliessen. Auf Einer derselben liegt links vor dem Ankömmlinge
und unmittelbar gegenüber der Stadt ein verfallenes Fort, in dem man zerlumpte
Gestalten das Gewehr gleich einem Dreschflegel behandeln sieht, wahrend ein
schwarzer Trompeter den Salutschuss des Schiffes mit einem nicht enden wollen-
dem, unmusikalischem Solo — man sagt zur Ersparung des Pulvers — hegrüsst.
Rechts, auf dem ersten der hinter der Stadt emporsteigenden Höhenrücken, liegt
ein zweites Fort, einer deutschen Ritterhurg nicht unahnlich, und unmittelbar am
Meere breitet sich die aschgraue, stauhige Stadt aus.
Puerto Cabello besitzt reichlich 10000 Einwohner und ist Einer der wichtigsten
Handelsplatze von Yenezuela; seine Einfuhr repraesentirte im Jahre 1883 einen
Werth von fast 13 Millionen Bolivares, ’) wahrend seine Ausfuhr denjenigen
1) 1 Bolivar = 1 Frank. — Ich beziehe mich hier und im Folgenden auf: Statist. Jahresbericht...”
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