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“...schabigsten grauen oder schwarzen Filz einem Stroh-
hute yorziehen, schreiten die Frauen in einem Anzuge einher, dessen Geschmack-
losigkeit wohl schwerlich durch eine andere in den Schatten gestellt werden kann.
Sie tragen Kattunkleider; aber diese haben einen erstaunlichen Umfang und
werden so steif gestarkt und geplattet, dass sie ohne Stütze und ohne Beeintrach-
tigung ihrer Kegelform auf der Erde frei stehen können. Sie reichen der Tragerin
bis zum Halse hinauf; aber nachdem sie über den Hüften festgebunden sind, wird
ihr oberer Theil nur lose über die Schultern gelegt, so dass Nacken und Hals
frei bleiben und sich das überlange Kleidungsstück sackartig von oben her auf
die Hüften hinabsenkt. Im Missverhaltnisse dazu steht die sehr kleine Jacke, welche
die Frauen tragen und welche vorne niemals schliesst. Ein kunstvoll um den Kopf
geschlungenes, hutartig aufgebautes, buntes Tuch vervollstandigt den Anzug, zu
dem sonntags noch ein grosses, viereckiges Stück Kattunzeug, welches in
der Hand zur...”
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“...es zu meiner Ueberraschung auch durchaus nicht unmöglich zu
sein, dass das übrigens verrufene Subject einen derartigen Einfluss auf das Madchen
ausüben könnte. Ich halte das Ganze für einen hysterischen Anfall.
1 April. Wir bestiegen den Gipfel des blauen Berges (auf der Stedman’schen
Karte auch Parnassus genannt), welcher 85 Meter hoch ist und von wo aus man
einen prachtigen Ausblick in die Runde hat, da die Kuppe gleich demPussedes
am jenseitigen Ufer gelegenen Pilatus durch Abbrennen stets frei von Baumwuchs
gehalten wird. Man benutzt die kahlen, rasch von Grasern wieder bedeckten
Flachen als Weideplatze für vortreffliches Yieh.
Blickt man nach Südosten, so sieht man fiinf flache Gebirgskamme coulissen-
artig Einen hinter dem Andern sich erheben. Eine scharfe Krümmung, welche der
mit zahlreichen Sandbanken besetzte Pluss kurz oberhalb Bergendaal macht, ent-
zieht seinen Lauf bald den Augen , und wohin man schauen mag, nirgends sieht
man in einiger Entfernung noch etwas Anderes als das...”
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kleinen Fallen dahin stürzende Strom — das Alles bietet ein farben- und for-
menreiches Bild von seltener Schönheit.
Zwiscben Vaillantkreek und Newstar Eiland ist der Strom wieder frei;
aber bei genannter Insel haufen die Felsen sich abermals sehr, und da sie in
Gruppen liegen, welche stellenweise so weit von einander entfernt sind, dass die
Leute das Tau nicbt von Einer Klippe zur anderen transportiren konnten, so
befanden wir uns in sehr misslicber Lage; denn der Tag begann sich zu neigen
und nirgends war ein Platz, an dem man hatte landen können, ohne sofort in
unentwirrbare Schlinggewachse zu versinken. Da erschien ein Buscbnegerkorial,
dessen Insassen eine sichtliche Schadenfreude über unsere Mühen an den Tag
legten, aber dann doch bereitwilligst das Tau mit Hilfe ihres Botes voraus-
bracbten und so das weitere Fortziehen ermöglicbten. Es war der Capitan Baku,
der den Aukaner-Buschnegern angehört und am Sarakreeke wobnt, nebst zwei
etwa 12 jahrigen Kindern. Einer der Knaben trug...”
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“...bis zum
Knie herunterreicht. Meist ziehen sie es an Einer Seite unter dem Arme durch
und befestigen dann seinen offenen Theil an der anderen Seite mit einem Knoten
auf der Schulter, so dass beide Arme frei sind (Tab. Y. Fig. 3 u. 4); oft aber
hangen sie es auch über die linke Schulter und schlagen auf der rechten den
Knoten, so dass nur der Eine Arm zur Handhabung des niemals fehlenden Hack-
messers, mit welchem sie ungemein geschickt zu operiren verstehen, Dienst thun
kann. Selten benutzen sie einen Hut zum Schutze gegen die Sonne, und in diesem
Falie fast stets einen schabigen, von Weissen abgelegten Filz, wahrend ein
Strohhut sehr uugewöhnlich ist.
Die Frauen tragen ein ahnliches, um die Hüften befestigtes und bis zu den
Knieen reichendes Tuch (pangi), welches den ganzen Oberkörper frei lasst, und
ein anderes benutzen sie, um ihre Kinder darin zu tragen, die sie mit grossem
Stolze bis zu mehrjahrigem Lebensalter herumschleppen. Sie setzen in vorüber-
gebogener Stellung das Kind auf den...”
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“...n sebienen. Es sind Gewachse, welche den Namen Mourera fluviatilis
tragen. Ihre handgrossen, stachligen Blatter, mit dicken, fleischigen Nerven und
ausgezacktem Rande fluthen in der gewaltigsten Strömung, und in ebenso vielen
Strahlen, wie das Blatt Ausschnitte hesitzt, fliesst der Strudel, der die Pflanzen
oft nur wenig bedeckt, darüber Mm Diese Teppiche sind die Weideplatze der
grossen Ampullarienund zahlreicher anderer Thiere. Sie fehlen aher selbstredend
dort, wo die Felsen im Augenblicke frei von Wasser sind, und hier sieht man
statt ihrer nur die eingeschrumpften, verdorrten Reste der Blatter, die sich fest an
den Felsen klammern und aus denen eine fusshohe, lockere Aehre hervorragt, so
dass die Gesteine oft den Anhlick eines mageren Stoppelfeldes hervorrufen. Diese
charakteristische Pflanze habe ich in grosseren Mengen zuerst bei Wakihassu wahr-
genommen; weiter unterhalb scheint sie nicht oder doch nur sparlich vorzukommen.
Yielfach sieht man auf den Felsen Scharen kleiner Schwalhen...”
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“...denn nur die nachst benachbarten Wohnungen sind durch
Buschpfade verbunden, wahrend irgend welche langeren Wege in dem Waldgebiete
nirgends bestehen. Mehr als uns lieb ist, werden wir von uns begegnenden Busch-
1) Unter ihnen fallt die dnnkle, roth und gelb gefleckte Heliconia Cybele Cram, besonders
auf; ferner ist die blaugraue Ageronia feronia L. nicht selten. Unter den kleineren Arten ver-
dient Thecla lincus F. und Hyelosia julietta Boisd. Erwahnung.
2) Die Leute spannen den grossen Bogen frei in der Hand, ohne jede Mühe, wie unsere Kinder
ihr Spielzeug zu behandeln pflegen.
3) Indianer dagegen schenen sich nicht, Schlangen zu schiessen (Schomburgk 1. o. pag. 112)....”
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“...Branntwein, in gleicher Weise wie dies
noch heute bei dem Cottontree geschieht, und als die Plantage abgebrochen wurde
und die Neger fortzogen, gaben die Letzteren Jeder ein Silberstück, welches in
ein kupfernes Gefass gethan und am Steine begraben wurde. Ein Unglaubiger
stahl den Schatz nach dem Abzuge der Spender. Flaschenreste sahen auch wir
noch an der Basis des Blockes liegen; indessen soil der Platz früher ein ganz an-
deres Aussehen gehabt haben, da die Schwarzen ihn stets vom Pflanzenwuchse
frei hielten.
Vorbei an dem früheren Posten Gelderland, von dessen Existenz nur noch
ein paar Pfahle und das Bruchstück eines Flaggenstockes am Üfer, sowie eine
Allee von Mangobaumen Zeugniss ablegen, fuhren wir zum Landungsplatze einer
Ansiedelung von Indianern....”
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Die Bekleidung der Frauen war ein gewöhnlicher Weiberrock, den sie schrag
iiber die rechte Scbulter geworfen hatten, ebenso wie die Buschneger ihre Tiicher
umzuhangen pflegen, so daas beide Arme frei bleiben und das rechte Knie sicht-
bar wird; friiher war dieselbe stets ganz abweichend und bestand sie nur in einem
sehr kleinen, viereckigen Schamschurze von Glasperlen, so wie ibn Benoit abge-
bildet hat.*) Weder die Bander an Knieen und Enkeln noch die Kadeln im Munde
werden von den Arowakkinnen angelegt1 2 3); auch durchbohren sie ihre Ohren nicht
(Tab. Y Fig. 2). Die Manner tragen eine breite, den Leib rund umschliessende Camisa.
Wahrend die Arowakken sich nicht mit Rukii (Bixa orellana) beschmieren,
haben sie dagegen die Gewohnheit sich iiber den Augenbrauen und neben den
Mundwinkeln blau zu tatowiren. Gleich den Cariben beschaftigen sie sich' mit der
Anfertigung von Korbflechtwerken, besonders Pagalen, aber Krüge wissen sie
nicht zu bereiten; ihre Hangematten verfertigen sie aus...”
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“...140
frei im Meere, aber nur wenige Meter von der Küste entfernt, so dass zwischen
ihm und den vorspringenden Klippen der Insel sich allseitig hübsche Durchblicke
auf den Ocean öffnen, begrenzt einerseits von dem lichtgefarbten Kalke, anderer-
seits von den dunkien bis rostbraunen, kahlen Gehangen der Nordküste. Das
Pfeifen des Windes, welcher sich zu Zeiten zwischen den Felsen des Ufers fangt,
hat der Einen Schlucht ihren Namen „Fluit” verlie,hen.
4—9 Fèbruar. Die Tage, welche ich noch auf Aruba zubrachte, boten fast
Nichts, was von einem anderen als rein geologischen Gesichtspunkte aus interessant
gewesen ware. Eine nahere Beschreibung meiner Ausflüge würde daher im we-
sentlichen eine stete Wiederholung der geschilderten, meist so armseligen Land-
schaften sein. Nur auf der Weiterreise von Daimarie, langs der Küste nach Norden
zu, öffnete sich von einer Höhe am Strande aus ein Ueberblick über die Bucht
von Antikurie, welcher von ahnlicher Schönheit ist, wie der oben von Hato auf
Curagao...”
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für die Geognosie sehr lehrreichen Rundblick über die Insel belohnt; leider war
aber der Passat zü so heftigem Sturme angescbwollen, dass er uns, frei stehend,
fast umwarf und die genaue Peststellung von Compassdirectionen unmöglich
machte. Wir mussten uns deswegen mit der Höhenbestimmung zufriedenstellen.
Der Abstieg war bald bewerkstelligt, und unsere gelben, dürren Pferde
brachten uns in der Aussicbt auf Ruhe raseb nacb Hause zurück; aber so rasch
der Lauf auf dem abschüssigen Wege sein mochte, so war er doch kaum im
Stande, uns vor dem hinter uns drein stürmenden, leichten Fuhrwerke zu retten,
in welchem sieb ein Theil der Reisegesellschaft befand. In rasender Eile naherte
sich uns der leichte Wagen, dessen verrottetes Geschirr durch dünnen Bindfaden
und vorgesteckte Schwefelhölzer geflickt war, und dessen Pferd, wie gewöhnlich,
keinem Zügel gehorchte und sich ebenfalls nach Hause sehnte; nirgends war ein
Ausweg möglich, da dichte Cactuswaldungen beiderseits den engen Weg einschlos-...”
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Hier ist ein guter Platz für die Todten. Dort liegen auch am Wege ein paar klei-
ner , mit einem Kreuze gezierter Steinhaufen. Der vorübergehende Landmann nimmt
einen Stein vom Wege auf, küsst ihn und wirft ihn auf den Hügel, welcher den Ort
andeutet, an dem Einer ermordet wurde. Dort liegt auch ein alter Kirchhof, ein vier-
eckiger, von niedrigem Mauerwerke umschlossener Platz, in welchem sich einzelne,
vernachlassigte Graber armerer Leute frei in der Erde befinden, mit unscheinbaren
Kreuzchen versehen. Die Wohlhabenderen dagegen werden in backofenahnlichen
Oeffnungen beigesetzt, welche in langen Reihen in den Mauerwerken gelegen sind
und dem Ganzen das Aeussere eines Taübenschlages verleihen. Wie arm an Poesie
ein solcher Ort! Es wird bier indessen bereits seit geraumer Zeit nicht mehr be-
graben, da beim Bersten der Mauern schadliche Dünste vom herrschenden Winde
über die Stadt hinübergeführt wurden.
Hinter dem Kirchhofe liegt eine Schlucht. Steigt man in sie hinab, so ist es,
als...”
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